Die 1,2 Millionen Beschäftigten bei den Kirchen und der kirchlichen Wohlfahrt sind einer Studie zufolge weitgehend zufrieden mit ihrem Arbeitgeber. Fast zwei Drittel der befragten Beschäftigen finden die Arbeitsbedingungen bei Kirche, Caritas und Diakonie gut oder wenigstens erträglich. Allerdings ergab die Umfrage, die am Donnerstag auf einer Fachtagung zum kirchlichen Arbeitsrecht in Kassel vorgestellt wurde, auch, dass inzwischen jeder vierte Arbeitnehmer unter 34 Jahren bei der Kirche einen Zeitvertrag hat.
Mit 90 Prozent hat die große Mehrheit der Beschäftigten der Kirchen und ihrer Sozialträger ein unbefristetes Arbeitsverhältnis. Neun Prozent sind zeitlich befristet angestellt. Bei den unter 34-Jährigen liegt die Quote bei 26 Prozent. Befristung trifft vor allem Arbeitnehmerinnen: Zwei Drittel der Zeitverträge wurden von Frauen unterschrieben.
Zeitverträge ein "Skandal"
An der Umfrage der Fachzeitschrift "Arbeitsrecht und Kirche" haben mehr als 3.000 Kirchenbeschäftigte teilgenommen.
Der Bremer Fachanwalt für Arbeitsrecht, Bernhard Baumann-Czichon, bezeichnete es als skandalös, dass 57 Prozent aller in Deutschland geschlossenen Zeitverträge ohne sachlichen Grund befristet sind. "Hier wird ein arbeitsmarktpolitisches Instrument missbraucht, dessen Unwirksamkeit längst belegt ist", kritisierte Baumann-Czichon. Die Befristung von Arbeitsverhältnissen ohne einen sachlich rechtfertigten Grund ist nach seiner Auffassung mit kirchlichem Ethos nicht vereinbar. Als sachlicher Grund gilt beispielsweise eine Elternzeitvertretung.
Zwei Drittel der kirchlichen Angestellten wollen laut der Studie bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter arbeiten. Jedoch werden 35 Prozent von ihnen im Ruhestand mit monatlich 1.200 Euro oder weniger nur eine schmale Rente beziehen.
Zwei Drittel finden Arbeitsbedingungen gut oder zumindest erträglich
Kirchenangestellte erledigen ihre Erwerbsarbeit in der Regel in der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit. 37 Prozent machen nach eigenen Angaben überhaupt keine Überstunden. Bei knapp einem Drittel liegt die Mehrarbeit bei unter zehn Wochenstunden. Dazu passt, dass in der Umfrage knapp zwei Drittel erklärt haben, dass sie die Bedingungen an ihrem Arbeitsplatz gut oder zumindest erträglich finden.
Ebenso viele glauben, dass sie sicher oder wahrscheinlich bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter arbeiten werden. Trotz ihrer Berufstätigkeit bis 67 werden allerdings rund 42 Prozent der Frauen weniger als 1.200 Euro monatlich im Ruhestand zur Verfügung haben. Der Anteil der altersarmen Männer liegt bei 22 Prozent. Die Jüngeren sind die Rentenverlierer: In der Altersgruppe bis 44 Jahre rechnet jeder zweite mit einer gesetzlichen Rente von weniger als 1.200 Euro.
Zwei Drittel der Teilzeitbeschäftigten sind Frauen
Bei den Kirchen und ihren Wohlfahrtsbetrieben verdienen laut Umfrage nur die wenigsten überdurchschnittlich. Fast 80 Prozent gaben an, ein monatliches Bruttogehalt von weniger als 3.500 Euro zu beziehen. Unter 1.000 Euro im Monat verdienten 3,5 Prozent der Befragten.
Bei den krankheitsbedingten Fehltagen zeigt die Befragung keine Auffälligkeiten. Etwa zehn Prozent der Beschäftigten sind häufiger krank, die übrigen sind es nur selten oder gelegentlich. In der Altenhilfe ist der Krankenstand etwas höher als in den übrigen Feldern der Sozialbranche wie etwa der Jugendhilfe oder in den Beratungsstellen.
Bei den Kirchen und den Sozialeinrichtungen von Caritas und Diakonie arbeiten 42 Prozent der Beschäftigten nach eigenen Angaben in Teilzeit. Zwei Drittel von ihnen sind Frauen. Laut Baumann-Czichon ist die Teilzeitbeschäftigung eine Ursache dafür, dass "kirchliche Sozialarbeit zu Altersarmut führt - vor allem für Frauen". der Umfrage haben sich vor allem Mitarbeiter der evangelischen Kirche (zwölf Prozent) und ihrer Diakonie (71 Prozent) beteiligt. Zehn Prozent der insgesamt rund 3.000 Befragten arbeiten bei der Caritas, drei Prozent bei der verfassten katholischen Kirche. Die Befragung fand von August bis November dieses Jahres statt. Die beiden christlichen Kirchen sind mit rund 1,2 Millionen Angestellten nach dem Staat der größte Arbeitgeber in Deutschland.