Witten (epd)Für 52 Menschen im Schnitt ist eine Pflegekraft nachts in deutschen Pflegeheimen zuständig. Damit bleiben den Pflegekräften zwölf Minuten für jeden Patienten pro Nacht für Inkontinenzversorgung, Verabreichung von Medikamenten und weitere Hilfen, wie aus der am Mittwoch präsentierten Untersuchung der Universität Witten-Herdecke hervorgeht. "Das ist Stress pur", erklärte die Leiterin der Studie, Christel Bienstein. Alleine die vorgeschriebene Desinfektion der Hände vor und nach 100 solcher Tätigkeiten dauere insgesamt fast zwei Stunden. Meist gebe es für das Personal keine Entlastung durch einen Hintergrunddienst.
Notfallleitlinien erforderlich
Die beteiligten Forscher fordern, dass in der Nacht in einem Pflegeheim mindestens zwei bis drei qualifizierte Kräfte für 60 Bewohner anwesend sein sollten. Jede Einrichtung müsse einen hoch qualifizierten Hintergrunddienst bereitstellen, der jederzeit eingreifen könne. Notfallleitlinien, ein ärztlicher Hintergrunddienst und eine stetig lieferbereite Apotheke seien eine erforderliche Grundlage, hieß es. Mehr als vier Nächte hintereinander sollten Pflegende nicht die Verantwortung für Heimbewohner übernehmen.
Grundlage der Erhebung war den Angaben nach eine Befragung von Nachtdienstlern in Pflegeheimen mittles Online-Fragebogen. Die Forscher werteten 267 Fragebögen aus.