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Der Paritätische Wohlfahrtsverband regt an, ehrenamtliche Flüchtlingshelfer mit einem Freiwilligendienst zu unterstützen.
Paritätischer: Mehr Freiwilligenplätze für Arbeit mit Flüchtlingen schaffen
Der Paritätische Wohlfahrtsverband regt an, einen Freiwilligendienst zu schaffen, der ehrenamtliche Flüchtlingshelfer unterstützt. Einen Zwangsdienst lehnt der Verband aber ab.

Frankfurt a.M. (epd)Der Paritätische Wohlfahrtsverband regt den Ausbau der Freiwilligendienste an, um die Aufnahme von Flüchtlingen in Deutschland zu bewältigen. Dagegen sei eine Entlastung der ehrenamtlichen Helfer durch eine Dienstpflicht für Schulabgänger keine Lösung, sagte der Geschäftsführer des Verbandes, Ulrich Schneider, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Ablehnung eines Zwangdienstes

Eine Dienstpflicht von Schulabgängern lehnt Schneider kategorisch ab: "Sowohl das Grundgesetz als auch die EU-Menschenrechtskonvention lassen einen solchen Zwangsdienst schlicht nicht zu." Selbst wenn er rechtlich möglich wäre, sieht der Fachmann organisatorische Probleme bei der Umsetzung. Wegen des Grundsatzes der Gleichbehandlung müsste die Dienstpflicht wirklich alle jungen Leute umfassen: "Wir haben jedes Jahr über 700.000 Schulabgänger, für die Einsatzstellen, Schulung und Verwaltung zu schaffen wäre. Die jungen Menschen müssten angeleitet und begleitet werden. Dazu braucht es Ressourcen."

Dazu kämen erhebliche Kosten für die öffentliche Hand: "Ein Dienstverpflichteter muss von irgendetwas leben und seine Begleitung kostet Personal. Taschengeld, Sozialversicherung, Personalkosten: Das summiert sich", betonte Schneider.

Stattdessen regte der Geschäftsführer an, für die Flüchtlingsbetreuung die Freiwilligendienste zu erweitern. Zwar wisse er nicht, ob es unter den bereits Engagierten viele Wechselwillige etwa in den Bundesfreiwilligendienst gebe. "Wir sind aber optimistisch, dass die Anzahl der Interessenten für die freiwillige Arbeit mit Flüchtlingen steigen wird." Noch laufe die Erprobungsphase und man werde sehen, wie welche Angebote angenommen würden.

Zusätzlich 50 Millionen Euro bewilligt

Schneider lobte die Bundesregierung. Sie sehe den Bedarf an weiterer Freiwilligenarbeit "und reagiert darauf auch adäquat". Jetzt sei kurzfristig ein Sonderkontingent von 10.000 Plätzen für den Freiwilligendienst in der Arbeit mit Flüchtlingen geschaffen worden. Dazu wurden 50 Millionen Euro zusätzlich bewilligt: "Hier hat das Familienministerium ein starkes Zeichen gesetzt", sagte Schneider.

Schon jetzt sind bundesweit 90.000 junge Leute in den Freiwilligendiensten aktiv. Wie viele weitere Freiwillige für die Flüchtlingsbetreuung benötigt würden und wie hoch die Kosten dafür wären, vermochte Schneider nicht zu sagen: "Dazu können wir aktuell keine Prognose abgeben. Die 10.000 Plätze sind auf jeden Fall ein guter Anfang."