Bremen (epd)Erleichterung, Zufriedenheit, vielleicht ein kleiner Zug von großer Freude: Im Gesicht von Heinrich Bedford-Strohm ist schwer zu lesen nach seiner Wahl in den Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Mit deutlichem Votum haben Synode und Kirchenkonferenz den bayerischen Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzenden am Dienstag in Bremen wieder in das Leitungsgremium gewählt. Der 55-Jährige wirkt fast überrascht, dabei war er klarer Favorit für eine erneute Amtszeit im Rat der EKD, quasi der Regierung der evangelischen Kirche. Seiner Wiederwahl zum Ratsvorsitzenden am Mittwoch dürfte damit nichts im Wege stehen.
Überraschen konnte am Dienstag allenfalls das überaus deutliche Ergebnis. Vor einem Jahr wurde Bedford-Strohm auf der Synode in Dresden zum Interims-Ratsvorsitzenden gewählt. 106 von 125 gültigen Stimmen entfielen damals auf ihn. Seine Beliebtheit scheint seitdem noch gestiegen zu sein. In Bremen bekam er 126 von 137 Stimmen. Nicht einmal die beliebte Theologin Margot Käßmann hatte bei ihrer Wahl in den Rat und zur Vorsitzenden 2009 solch ein Ergebnis eingefahren.
Wunsch nach Kontinuität
Der gewinnende Bedford-Strohm hat die Synode im zurückliegenden Jahr, einer Art Testphase für die nun kommende komplette neue Wahlperiode von sechs Jahren, ganz offensichtlich überzeugt. Nach zweimaligem Personalkarussel nach dem Rücktritt Käßmanns und dem Rückzug von Nikolaus Schneider vom EKD-Ratsvorsitz ist der Wunsch nach Kontinuität an der Spitze der rund 22,5 Millionen Protestanten groß. Auch das verspricht Bedford-Strohm.
Die Wahlen in den Rat der EKD sind kompliziert und meist langwierig. Vorher aufgestellte Kandidaten müssen für eine erfolgreiche Wahl eine Zwei-Drittel-Mehrheit bekommen. 15 Mitglieder hat das Gremium. Qua Amt Mitglied ist die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer.
23 Kandidaten hatten sich am Sonntagabend vor dem Kirchenparlament präsentiert. Im ersten Durchgang schafften es neben Bedford-Strohm nur noch zwei weitere auf Anhieb. Die westfälische Präses Annette Kurschus erhielt im ersten Wahlgang 101 Stimmen. Die 52-Jährige gilt nun als Favoritin für den stellvertretenden Ratsvorsitz. Ebenfalls im ersten Durchgang wurde die hannoversche Kirchenamtspräsidentin Stephanie Springer in den Rat gewählt.
Mut gefragt
Bis zum Nachmittag waren am Dienstag außerdem der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung, die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs sowie der Pharma-Manager und ehemalige Kirchentagspräsident Andreas Barner gewählt. Auch Vertreter der Politik dürfen im künftigen Rat mitreden. Im dritten Wahlgang erreichten die Vorsitzende des Bundestagssozialausschusses, Kerstin Griese (SPD), und der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Thomas Rachel (CDU), genug Stimmen.
Andere mussten dagegen die Unberechenbarkeit der Synode aushalten, deren Wahlprozedere gnadenlos sein kann. Die Berliner Architektin Gesine Weinmiller erhielt im ersten Wahlgang nur elf Stimmen, obwohl sie dem derzeitigen Rat angehört. Nach nur noch sechs Stimmen im zweiten Durchgang zog sie ihre Kandidatur zurück. Sie werte das als fünf minus, sagte sie. Auch der Theologe Joachim Kunstmann aus Baden-Württemberg stieg nach dem zweiten Wahlgang mit nur sechs Stimmen aus. Synodenpräses Schwaetzer versuchte Trost mit Dankesworten für die Bereitschaft zu einer Kandidatur, zu der bei den unwägbaren EKD-Ratswahlen auch immer eine gute Prise Mut gehört.