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Flüchtlinge warten auf einer Wiese an der deutsch-österreichischen Grenze.
Kinderschutzbund und Muslime lehnen ein Aussetzen des Familiennachzugs ab
Die große Koalition diskutiert über eine Begrenzung des Familiennachzugs für Flüchtlinge aus Syrien. Der Deutsche Kinderschutzbund und der Zentralrat der Muslime lehnen Einschränkungen ab.

Osnabrück, Berlin (epd)Mit Empörung hat der Deutsche Kinderschutzbund auf Forderungen aus Unionskreisen reagiert, den Familiennachzug für syrische Frauen und Kinder für zwei Jahre auszusetzen. Das sei ein "glatter Bruch aller Menschen- und Kinderrechte", sagte Präsident Heinz Hilgers in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagsausgabe).

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland betonte, eine solche Maßnahme stehe im eklatanten Widerspruch zu den Werten des Grundgesetzes. Der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek sagte der Zeitung, ein solcher Schritt sei "Gift für eine schnellere Integration". Das Fehlen eines familiären Umfeldes erhöhe zudem soziale Spannungen.

Schäden kaum aufzuholen

Mazyek und Hilgers bezogen sich damit auf entsprechende Forderungen von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere, Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) und vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU). Sie wollen zur zu früheren Praxis zurückkehren, den Schutzstatus syrischer Flüchtlinge im Einzelfall zu prüfen und gehen davon aus, dass viele nur einen zeitlich begrenzten "subsidiären" Schutz genießen. Dieser schließt Familiennachzug aus.

Hilgers widersprach der Behauptung, Frauen und Kinder in Syrien wären nur in Einzelfällen gefährdet: "Jeder weiß, was die Terrormiliz IS mit Frauen und Kindern in Syrien macht." Er betonte zudem, für Kinder seien zwei Jahre eine unglaubliche Zeitspanne im Leben. Die Schäden einer Entwicklungsverzögerung könne man im Leben kaum noch aufholen. Wenn Kinder über einen so langen Zeitraum von einem Elternteil mit Gewalt getrennt würden, führe das zu Bindungsstörungen. Das sei dann auch schädlich für die Integrationspolitik.