Berlin (epd)Werde Kindern regelmäßig vorgelesen, seien diese häufiger darum bemüht, andere in die Gemeinschaft zu integrieren. Auch sei der allgemeine Gerechtigkeitssinn dieser Kinder besonders ausgeprägt, heißt es in der am Montag in Berlin vorgestellten Vorlesestudie 2015. Für die Vorlesestudie wurden vom 30. Juni bis 31. Juli 524 Kinder im Alter von acht bis zwölf Jahren sowie ihre Mütter befragt.
Studienleiterin Simone Ehmig verwies darauf, dass die Bedeutung des Vorlesens unabhängig vom Bildungshintergrund der Familien nachweisbar sei. "Tägliches Vorlesen unterstützt Kinder auch dann in ihrer Entwicklung, wenn die Eltern kein Abitur und keinen Hochschulabschluss haben", sagte die Leiterin des Instituts für Lese- und Medienforschung der Stiftung Lesen. Zudem würden Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wurde, häufiger als fröhlich und selbstbewusst beschrieben als Kinder, denen nur selten oder nie vorgelesen wurde (93 und 75 Prozent gegenüber 59 und 44 Prozent).
Soziale Beziehungen gestärkt
Vorlesen stärke darüber hinaus auch die sozialen Beziehungen, in denen Kinder leben. Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird, seien häufiger darum bemüht, andere einzubinden, als Kinder, die nur selten oder nie vorgelesen bekommen (40 gegenüber 17 Prozent), hieß es weiter.
"Ein Kind mit Gerechtigkeitssinn, das über sein direktes Umfeld hinaus Interesse und Solidarität zeigt, wird sich auch später engagieren - sei es im Ehrenamt oder als Entscheider in einer beruflichen Position", erklärte der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, Jörg Maas. Die Vorlesestudie ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung "Die Zeit" und der Deutsche Bahn Stiftung. Sie wird seit 2007 jährlich erstellt.