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Herta Däubler-Gmelin ist Schirmherrin des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (Archivbild).
Däubler-Gmelin: «Wünsche der Sterbenden sind maßgeblich»
Herta Däubler-Gmelin ist seit vielen Jahren Schirmherrin des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes. Sie war 1998 bis 2002 Bundesjustizministerin und saß bis 2009 für die SPD im Bundestag. Das Palliativgesetz verbessert die Versorgung Sterbender - in Kliniken und Heimen fehlt es aber an Zeit und Personal.
05.11.2015
epd
Bettina Markmeyer (epd-Gespräch)

Berlin (epd)epd: Frau Däubler-Gmelin, Sie setzen sich schon lange für die Hospizbewegung ein. Wie beurteilen Sie das Hospiz- und Palliativgesetz?

Herta Däubler-Gmelin: Insgesamt ist das Gesetz ein wichtiger Schritt voran - auch wenn mit Sicherheit weitere Schritte folgen müssen. Es ist gut, dass heute mehr Menschen darüber nachdenken, wie sie menschenwürdig bis zuletzt leben können. Es ist auch gut, dass das neue Gesetz wichtige Anregungen der Hospizbewegung aufgreift. Es verbessert die Leistungen der Krankenkassen zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen zu Hause, aber auch in Hospizen, Krankenhäusern und Pflegeheimen.

Flächendeckend ausbauen

Ich halte es auch für wichtig, dass Palliativmedizin und hospizliche Betreuung nach dem Vorbild Nordrhein-Westfalens flächendeckend ausgebaut werden sollen. Heute gibt es noch viel zu viele weiße Flecken, gerade in ländlichen Gebieten.

epd: Die meisten Menschen sterben in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Was brauchen sie?

Däubler-Gmelin: Die meisten von uns haben selbst schon die Erfahrung gemacht, wie überlastet Ärzte, Schwestern und Pfleger heute sind. Menschenwürdige Betreuung im letzten Lebensabschnitt braucht jedoch neben menschlich engagiertem und besonders geschultem Personal vor allem ausreichend Zeit für die Kranken und Sterbenden - nicht Hektik und Überlastung. Deshalb ist mehr Personal für Krankenhäuser und Pflegeheime so wesentlich. Das kostet aber und muss finanziert werden. Da hilft das neue Gesetz nur in Ansätzen.

Spüren, dass sie geliebt werden

epd: Was würden Sie selbst tun, wenn Sie einen Angehörigen in seiner letzten Lebensphase begleiten wollten?

Däubler-Gmelin: Mir wäre besonders wichtig, mit dem Kranken zu besprechen, was er selbst will. Viele wollen ja ihren letzten Lebensabschnitt zu Hause verbringen. Das ist heute möglich - zumindest dann, wenn die Familie, unterstützt von besonders ausgebildeten Ärzten und Pflegern, das leisten kann und will. Ich würde mich auch rechtzeitig nach einem guten Hospiz umschauen. Es gibt sie ja in wachsender Zahl, ebenso wie die ehrenamtlich tätigen Hospizgruppen, die einem bei der Sterbebegleitung helfen und einem ganz praktisch zur Seite stehen können. Kranke und Sterbende müssen spüren, dass sie geliebt werden, dass man sie nicht als Last empfindet und dass man Zeit für sie hat.