Berlin (epd)Gröhe sagte bei der abschließenden Beratung des Hospiz- und Palliativgesetzes am Donnerstag in Berlin, es sei für ihn "ein ganz besonderes Gesetz". Als die Bundesregierung im April über seinen Entwurf beraten habe, habe er nicht am Kabinettstisch gesessen, sondern in einer Palliativstation in seiner Heimatstadt Neuss am Bett seiner sterbenden Mutter.
Die Palliativmedizin habe große Fortschritte gemacht, sagte Gröhe: "Aber der vielleicht wichtigste Fortschritt durch die Palliativmedizin war doch der, dass die Medizin gelernt hat, dass sie in dieser Situation Menschen am besten dienen kann, wenn sie ihre eigenen Grenzen anerkennt."
"Unerträglicher Schmerz muss nicht sein"
Man könne Menschen durch die Palliativmedizin und die Hospizversorgung nicht die Angst vor dem Sterben nehmen, sagte Gröhe: "Aber unerträglicher Schmerz muss nicht sein. Einsamkeit in der letzten Lebensphase muss nicht sein." Dazu trügen auch Hunderttausende Ehrenamtliche in den Hospizdiensten bei.
Mit dem Gesetz werde die Beratung über die Angebote verbessert, die viele Menschen noch gar nicht kennen, sagte Gröhe. Zum anderen werde der umfassende Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung eingeleitet. Ziel sei ein dichtes Versorgungsnetz: "Wir wollen Menschen überall dort gut begleiten, wo sie sterben", sagte Gröhe.
Es dürfe nicht sein, dass Pflegebedürftige in den letzten Tagen ins Krankenhaus verlegt werden, weil es an Versorgung in den Heimen fehle. Deshalb würden Pflegeheime verpflichtet, mit Hospizdiensten und Ärzten zusammenzuarbeiten. Hospize, Krankenhäuser und Hospizdienste würden besser ausgestattet, und auch die häusliche Krankenpflege werde gestärkt, sagte Gröhe.
Versorgung auf dem Land soll besser werden
Von 2016 an sollen die Krankenkassen jährlich ein Drittel mehr für die Hospizversorgung und Palliativmedizin aufwenden. Der größte Teil der zusätzlichen 200 Millionen Euro fließt in die Finanzierung der über 200 Hospize, rund 1.500 ambulanten Hospizdienste und der Palliativstationen in Deutschland. Vor allem die Versorgung auf dem Land soll besser werden.
In Deutschland sterben jedes Jahr zwischen 850.000 und 900.000 Menschen - jeder Zweite in einem Krankenhaus und 40 Prozent in Pflegeheimen, obwohl drei Viertel gern zu Hause bleiben würden. Aktuellen Studien zufolge erhalten bisher nur 30 Prozent der Sterbenden eine palliative Versorgung.