TV-Tipp des Tages: "Helen Dorn: Der Pakt" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Helen Dorn: Der Pakt", 7. November, 20.15 Uhr im Zweiten
Krimi von Johannes Grieser mit langem Anlauf und spannendem Ende.
Die ersten beiden Krimis mit Anna Loos als Helen Dorn, Ermittlerin des Düsseldorfer LKA, hatte der vielfach ausgezeichnete Matti Geschonneck inszeniert; ihm folgte der ebenfalls ausgesprochen versierte Markus Imboden. Der vierte Film ist von Johannes Grieser, ähnlich erfahren wie die Kollegen und gleichfalls ein Mann für unterschiedlichste Genres; zuletzt hat er unter anderem das Drama "Ein offener Käfig" (über die schwierige Wiedereingliederung eines Sexualstraftäters) und den zeitgeschichtlichen Krimi "Für immer ein Mörder - Der Fall Ritter" gedreht. Trotzdem wirkt "Der Pakt" gerade im Vergleich zu den bisherigen "Helen Dorn"-Beiträgen anfangs wie ein gewöhnlicher TV-Krimi. Die Geschichte erinnert sogar ein wenig an "Ein offener Käfig": Ein zunächst verurteilter Vergewaltiger ist nach einer Revision des Prozesses freigesprochen worden. Während eine Bürgerinitiative vor seinem Haus demonstriert und ihn aus der Siedlung jagen will, hat jemand anders Taten sprechen lassen: Der Mann wird erhängt in einer Fabrikhalle gefunden. Es soll wie Selbstmord aussehen, aber die Rekonstruktion der Tat lässt keinen Zweifel zu, dass es sich um Mord handelt.
Grieser, der viele Filme für Reihen wie "Tatort" oder "Ein starkes Team" gedreht hat, verzichtet anfangs völlig auf die übliche Krimispannung und konzentriert sich statt dessen auf die handelnden Personen. Gerade die Hauptrolle ist nach wie vor eine reizvolle Figur, weil Anna Loos die Kommissarin zwar mit kerzengerader Körpersprache, aber ansonsten extrem reduziert verkörpert. Helen Dorn wirkt dadurch kontrolliert, distanziert und frei von jeder Empathie. Ihre Handlungen zeigen allerdings, dass sie sehr wohl Mitgefühl empfindet; ein Widerspruch, der die Ermittlerin ausgesprochen faszinierend macht. Dennoch fällt der Film vorerst nicht weiter aus dem Rahmen. Das Abklappern der Verdächtigen entspricht dem üblichen Schema; der Wortführer (Max Hopp) des Mobs vor der Haustür des vermeintlichen Täters steht ebenso auf der Liste wie das vermeintliche Opfer (Muriel Baumeister), zumal sich rausstellt, dass die beiden ein Verhältnis haben. Ein weiterer Kandidat bekommt sogar einen eigenen Nebenstrang: Ein aus der Gefangenschaft geflohener Drogenhändler (Aleksandar Jovanovic) hatte noch eine Rechnung mit dem erhängten Mann offen. Als dann aber auch die Richterin, die den Mann freigesprochen hatte, erschlagen wird, bevor sie Dorn auf ein wichtiges Detail aufmerksam machen kann, ahnt die Kommissarin, dass sie die Lösung für die Verbrechen der Gegenwart in der Vergangenheit findet. Plötzlich entwickelt sich eine völlig unerwartete Spannung, denn Dorn muss gegen ihren eigenen Vater (Ernst Stötzner), Kripo-Kommissar im Ruhestand, ermitteln. Jetzt bekennt sich der Film (Drehbuch: Leo P. Ard) auch offen zu seinem Thema: Justiz und Medien konzentrieren sich stets auf die Täter, aber niemand kümmert sich darum, dass den Opfern Gerechtigkeit widerfährt. Das spannende Ende entschädigt schließlich für den langen Anlauf, den die Geschichte nimmt.