Rom (epd)Unter dem Verdacht des Geheimnisverrates sind im Vatikan zwei Mitarbeiter verhaftet worden. Dabei handelt es sich um den spanischen Prälaten Lucio Angel Vallejo Balda und die italienische Vatikan-Beraterin Francesca Chaouqui, wie der Vatikan am Montag mitteilte. Beide stehen im Verdacht, vertrauliche Informationen über Finanzmissstände im Vatikan an Journalisten weitergegeben zu haben.
Vertrauliche Gespräche von Papst Franziskus
Chaouqui, die der neugegründeten Kommission zur Überprüfung der vatikanischen Finanz- und Güterverwaltung angehörte, sei wieder auf freiem Fuß, da sie mit den Justizbehörden zusammenarbeitete, teilten vatikanische Behörden mit. Der spanische Priester war Sekretär der Präfektur für Wirtschaftsangelegenheiten und des vatikanischen Wirtschafts- und Finanzsektors.
Die vatikanische Staatsanwaltschaft hatte demnach bereits vor einigen Monaten Ermittlungen aufgenommen. In den vergangenen Tagen waren Auszüge aus zwei Büchern veröffentlicht worden, die auf vertrauliche Gespräche von Papst Franziskus Bezug nehmen. Beide Bücher sollen in den nächsten Tagen erscheinen. Gianluigi Nuzzi, einer der beiden Autoren, hatte mit der Veröffentlichung von Geheimdokumenten von Papst Benedikt XVI. den ersten Vatileaks-Skandal ausgelöst. Der päpstliche Kammerdiener Paolo Gabriele hatte den Diebstahl der Dokumente gestanden. Er wurde verurteilt und wenig später begnadigt.
Im neuen Vatileaks-Fall soll sich Franziskus in einem der Telefonate über eine Kostenexplosion im Vatikan beklagt haben. "Wenn wir nicht in der Lage sind, das Geld zu kontrollieren, das man sehen kann, wie sollen wir dann über die Seelen der Gläubigen wachen, die man nicht sieht", wurde aus dem Papst-Telefonat in der italienischen Presse zitiert. "Die Kosten sind außer Kontrolle, es gibt Fallen", lautete ein anderes Zitat, das dem Papst zugeschrieben wird. Vor wenigen Tagen hatte Franziskus in einer offiziellen Note die Vatikanbehörden aufgefordert, keine Einstellungen außerhalb der vorgesehenen Planstellen vorzunehmen.
Veröffentlichung führt zu "Verwirrung"
Der Vatikan kritisierte die geplanten Bücher als "Ergebnis eines gravierenden Vertrauensbruchs gegenüber dem Papst". Die vatikanische Justiz erwäge, im Rahmen der Ermittlungen internationale Amtshilfeersuchen zu stellen, hieß es mit Blick auf die italienische Staatsangehörigkeit der beiden Autoren.
Die Veröffentlichung der beiden Bücher trage nicht zu Transparenz und Wahrheitsfindung bei, sondern führe zu "Verwirrung und parteiischen Interpretationen". Damit werde das Werk von Papst Franziskus keineswegs unterstützt, hieß es in der offiziellen Vatikanerklärung. Am Freitag war bekanntgeworden, dass Hacker in den Computer des obersten vatikanischen Finanzprüfers, Libero Milone, eingedrungen waren.