Berlin, Frankfurt a.M. (epd)Weitere Streiks in den kommunalen Kitas sind endgültig vom Tisch: Die Mitglieder der Gewerkschaften haben dem Tarifkompromiss vom 30. September mehrheitlich zugestimmt, wie die Arbeitnehmervertreter am Donnerstag in Berlin und Frankfurt am Main mitteilten. Damit könne die Tariferhöhung rückwirkend zum 1. Juli in Kraft treten. Der Paritätische Wohlfahrtsverband begrüßte die Einigung als "erfreuliches Signal der Aufwertung von Sozial- und Erziehungsberufen".
Mehr Gehalt
Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) stimmten 72 Prozent der Mitglieder bei der Urabstimmung dem Verhandlungsergebnis zu. Die ver.di-Mitglieder votierten mit 57,2 Prozent für die Annahme.
Die meisten der rund 240.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst werden in eine höhere Entgeltgruppe eingeordnet und bekommen mehr Gehalt. "Die Mitglieder haben honoriert, dass die Gewerkschaften nach der gescheiterten Schlichtung erfolgreich nachverhandelt haben", sagte GEW-Vorstandsmitglied Andreas Gehrke. Damit sei ein erster Schritt zur Aufwertung dieser Berufe gelungen.
Jetzt erhalten Erzieherinnen und Erzieher, die vollzeit tätig sind, zwischen 93 und 138 Euro mehr pro Monat. Zusätzlich gibt es auch Verbesserungen für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im Allgemeinen Sozialdienst, die vom ursprünglichen Schlichtungsergebnis nicht profitiert hätten. Sie erhalten zwischen 30 und 80 Euro monatlich mehr.
Wachsende Zahl von Flüchtlingskindern
"Die Politik ist jetzt aufgefordert, nicht nur von der Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes zu reden, sondern auch die Verbesserungen zu schaffen, mit denen die Bedingungen in den Einrichtungen verbessert werden", betonte ver.di-Vorstand Wolfgang Pieper. Das sei auch insbesondere im Hinblick auf die wachsende Zahl von Flüchtlingskindern in den Kitas dringend notwendig. Dazu gehörten vor allem zusätzliche Investitionen in Personal- und Sachmittel.
Nach Angaben der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) bedeutet der Tarifabschluss mit im Durchschnitt 3,3 Prozent höheren Löhnen für die Kommunen jährliche Mehrkosten von rund 315 Millionen Euro.
Der Paritätische Wohlfahrtsverband begrüßte die Einigung. Die Tarifergebnisse müssten jetzt eins zu eins auch in der Refinanzierung der Arbeit freier Träger von Tageseinrichtungen berücksichtigt werden. "Es wäre ein Skandal, wenn freie Träger nun im Stich gelassen würden", sagte Werner Hesse, der Geschäftsführer des Verbandes.