Straßburg (epd)Das Europaparlament hat den inhaftierten saudi-arabischen Blogger Raif Badawi mit dem Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit ausgezeichnet. Parlamentspräsident Martin Schulz würdigte den 31-Jährigen am Donnerstag als "außergewöhnlich mutigen und vorbildlichen Mann". Badawi hatte in seinem Internet-Blog immer wieder Repressalien des saudischen Regimes kritisiert. 2014 war er wegen Beleidigung des Islam zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben verurteilt worden.
"Brutale Folter"
Bisher wurden 50 Schläge vollstreckt, bei denen Badawi schwere Verletzungen davontrug. Badawis Ehefrau, die mit drei Kindern im Exil in Kanada lebt, befürchtet eine erneute Auspeitschung in den kommenden Tagen. Die Strafe könne man nur als "brutale Folter" bezeichnen, unterstrich Schulz. "Ich fordere den König von Saudi-Arabien auf, Herrn Badawi unverzüglich zu begnadigen."
Der Menschenrechtspreis ist mit 50.000 Euro dotiert und nach dem russischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow (1921-1989) benannt. Die Preisverleihung in Straßburg ist für den 16. Dezember geplant. Badawi müsse aus dem Gefängnis freikommen, damit er den Preis entgegennehmen könne, verlangte Schulz.
"Starker Kämpfer für die Freiheit"
Die EU-Abgeordnete und Menschenrechtlerin Barbara Lochbihler (Grüne) forderte, dass die EU und auch Deutschland ihren Umgang mit Saudi-Arabien "grundlegend überdenken" müssten. Ein Land wie dieses dürfe nicht weiter als "Stabilitätsanker oder verlässlicher Handelspartner verstanden werden", unterstrich sie. Der Liberalen-Abgeordnete Alexander Graf Lambsdorff nannte Badawi einen "starken Kämpfer für die Freiheit".