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Deutschland soll mehr für Großfamilien tun, sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Demografie, Tilman Mayer.
Demografie-Forscher: Deutschland muss Kinderreichtum fördern
Die Gesellschaft sei «kinderentwöhnt»: Die Politik muss nach Meinung des Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Demografie, Tilman Mayer, Kinderreichtum stärker fördern.

Hannover, Bonn (epd)Deutschland habe im internationalen Vergleich deutlich weniger Großfamilien und das habe "fatale Folgen", sagte der Bonner Politologe der "Neuen Presse" (Donnerstagsausgabe) in Hannover. "Ganze Regionen sterben aus." Das Land könne viel mehr Familien mit drei oder vier Kindern vertragen.

Kinderreichtum werde immer noch zu stark problematisiert, warnte Mayer. Es gebe das "gepflegte Vorurteil", dass man sich so viele Kinder nicht leisten könne. Viele glaubten, nur mit zwei Kindern glücklich zu sein. Kinder würden oft als Hindernis gesehen: "Unsere Gesellschaft ist einfach kinderentwöhnt."

Oft gute Teamplayer

Großfamilien mit acht Kindern fänden sich entweder in der Unterschicht oder sie seien Ausdruck einer einkommensstarken Elite, sagte Mayer. Das Aufwachsen im sozialen Geschwisterverbund sei zum einen vorteilhaft, weil Kinder früh soziales Verhalten lernten sowie flexibler in Beziehungen seien und oft gute Teamplayer würden. Kinderreichtum könne aber auch "durchaus prekär sein, weil die Aufmerksamkeit und die Förderung der einzelnen Kinder stark begrenzt ist".