Hamburg (epd)Horst Matzen hat schon alles einmal gemacht: Friedhofsgärtner in Berlin, Taxi fahren, einen Teeladen geführt. Doch seit fünf Jahren arbeitet er für Bedürftige. Damals wurde er während der Wirtschaftskrise arbeitslos und musste Hartz IV beziehen. Doch nur zu Hause herumzusitzen, das war nichts für Matzen und seine Ehefrau Angelika. Deshalb kamen sie auf die Idee, den Computerverein zu gründen.
Nach ein paar Tagen läuft der Computer wieder
Das nötige Wissen über Computer hatte Horst Matzen sich da schon lange erworben, denn schon immer hatte sich der 63-Jährige dafür interessiert. Mit Freude erzählt er von seinem ersten Rechner, einem "Amiga 2000". Danach kaufte er sich seinen ersten PC, der seinen Geist eine Woche nach Ablauf der Garantie aufgab. Also musste Matzen sich selbst ans Werk machen, und nach ein paar Tagen lief der Computer wieder. So hat er aus der Praxis ständig weiter gelernt. "Heute macht mir bei der Hardware auch kein Studierter etwas vor", sagt Matzen stolz.
Man glaubt es ihm, wenn man ihn in seiner Bergedorfer Keller-Werkstatt sieht, die ihm der Vermieter überlassen hat. Dort werkelt Matzen jeden Tag von morgens bis abends, ganz so wie bei einem normalen Job. Um die Rechner wieder flott zumachen, braucht er meistens zwei Stunden, "manchmal aber auch zwei Tage". Wenn ein Computer nicht funktioniert, sei das immer eine schöne Herausforderung, sagt Matzen, der inzwischen Rentner ist.
Spendenbereitschaft hoch
Die ausgedienten Computer werden ihm sowohl von Privatpersonen als auch von Firmen gebracht. "Die Spendenbereitschaft der Hamburger ist unglaublich hoch", lobt Matzens Ehefrau, die vor allem für die Buchhaltung zuständig ist. Für die Firmen hat es den Vorteil, dass sie die defekten Computer nicht aufwendig entsorgen müssen. Außerdem bekommen sie eine Spendenbescheinigung. Zahlreiche Unternehmen spenden bei den Matzens, allen voran Hamburg Wasser.
Davon profitieren die Hartz IV-Empfänger. Sie können mit den gebrauchten Rechnern im Internet nach Job-Angeboten suchen oder eine Bewerbung schreiben. "Für eine Bewerbung braucht man heutzutage einen Computer", sagt Angelika Matzen. Um seinen Rechner fit zu halten, kann jeder für zwei Euro pro Monat Vereinsmitglied werden. Dann kann man seinen Computer unter Matzens Aufsicht reparieren. Selbst Hand anlegen darf Matzen aus rechtlichen Gründen nicht - um Computer-Händlern keine Konkurrenz zu machen.
In fünf Jahren hat Horst Matzen mehr als 2.300 Rechner, Drucker und Monitore an Bedürftige weitergegeben. Wer einen günstigen Computer haben möchte, muss eine Hartz IV-Bescheinigung vorlegen und sich auf die Warteliste setzen lassen. Dort stehen momentan knapp 50 Personen, etwa einen Monat beträgt die Wartezeit.