epd-bild/Bavaria Pictures GmbH/Bernd Spauke
Christian Ulmen als Frauenversteher Daniel in dem Film "MachoMan" der am Donnerstag (29.10.2015) in die Kinos kommt.
Sei ein Macho, sei ein Mann?

Christian Ulmen spielt in der Verfilmung des Bestsellers «Macho Man» von Moritz Netenjakob den Softie, der sich türkisches Männergehabe aneignen will, um vermeintlich seiner Freundin zu gefallen.
27.10.2015
epd
Manfred Riepe (epd)

Frankfurt a.M. (epd)Der sanfte Daniel entwirft Kampagnen für eine Werbeagentur. Als Profi weiß er, wie man koffeinfreien Kaffee der Zielgruppe so schmackhaft macht, dass sie glaubt, es sei doch Koffein drin. Was er nicht kann: sich selbst dem anderen Geschlecht schmackhaft machen. Daniel ist nämlich ein von Alt-68ern erzogener Frauenversteher. Ausgerechnet in dieses Weichei verliebt sich aber die deutsch-türkische Animateurin Aylin (Aylin Tezel). Das Kulturclash-Problem ist unvermeidlich.

Geduld aufbringen

Nein, das ist nicht die Neuverfilmung von "Meine verrückte türkische Hochzeit" aus dem Jahr 2006, sondern die Adaption von Moritz Netenjakobs gleichnamiger Buchvorlage von 2009. Ein "Comedy-Roman", der es auf die "Spiegel"-Bestsellerliste schaffte. Dass die Kinoadaption an diesen kommerziellen Erfolg anknüpfen können wird, darf leise angezweifelt werden, obwohl der Autor selbst am Drehbuch partizipierte. Muss man doch regelrecht Geduld aufbringen, bis die Geschichte wenigstens etwas an Fahrt aufnimmt.

Als Daniel schließlich die in Köln lebende Großfamilie seiner Angebeteten kennenlernt, in deren Umfeld die Männer einem Machismo-Verhaltenskodex gehorchen, hat Daniel das dringende Bedürfnis, sich diesem archaisch-orientalischen Männerbild anzuverwandeln. Aylins Bruder Cem (Dar Salim) gibt ihm sozusagen "Türkisch für Anfänger"-Lektionen, mit ungeahntem Erfolg. Schon bald geriert der getürkte Türke sich wie ein ganzer Kerl. Nur Aylin ist nicht amüsiert: Kommt einem das nicht auch bekannt vor?

"Macho Man" versucht, klischeehafte Vorurteile gegenüber Türken durch den Kakao zu ziehen. Von wegen Islam und Religion. Der türkische Machismo wird vergnügt als latente Homosexualität entlarvt. Und das Kopftuchaschenputtel entpuppt sich bald als Discoqueen. Der Film will zeigen, dass Deutschtürken und Deutsche letztlich gar nicht so unterschiedlich sind. Die Kluft zwischen den Kulturen schwindet, wenn man nur genau hinschaut.

Keine Neuerfindung

Das macht der Film selbst aber nur bedingt. Was auch an handwerklichen Problemen liegt. Christof Wahl, bekannt für seine Kameraarbeit, zeigt in seinem Regiedebüt wenig Gespür für Timing und Rhythmus. Von Christian Ulmen - der das gleiche Thema in "Maria, ihm schmeckt s nicht", auch einer Bestsellerverfilmung, schon auf Italienisch durchkaute - bekommt er einen lediglich routinierten Auftritt. Aylin Tezel, schön wie eine Prinzessin aus 1001 Nacht, wird mit Nahaufnahmen gefeiert. Die Neuerfindung der deutsch-türkischen Liebesgeschichte ist "Macho Man" nicht gerade. Den einschlägigen Kulturclash hat man in anderen Komödien schon zugespitzter gesehen.

In der Schlüsselszene macht Daniel seiner Angebeteten im leeren Fußballstadion des 1. FC Köln einen Antrag. Dazu taucht in seinem Kinodebüt das Kölner Urgestein Lukas Podolski auf. In Brasilien 2015 spielte er so gut wie gar nicht, hier aber trägt er lässig den WM-Pokal im Rucksack.