TK-Studie: Bei Depressionen hilft auch Internet-Beratung
Leichte bis mittelschwere Depressionen lassen sich offenbar mit einer Internetberatung wirksam bekämpfen. Bei einem Pilotprojekt der Techniker Krankenkasse und der Freien Universität Berlin mit einem internetgestützten Beratungsprogramm ist die Depression der Teilnehmer zurückgegangen.

Hamburg, Berlin (epd)"Damit hat sich die Depression im Durchschnitt von einem mittelschweren Krankheitsbild auf einen klinisch nicht mehr bedeutsamen Wert verbessert", sagte Klaus Rupp, Leiter des TK-Versorgungsmanagements. Der gemessene Erfolg sei vergleichbar mit dem einer ambulanten Behandlung beim Verhaltenstherapeuten.

Schriftliche Rückmeldungen

An dem Pilotprojekt "Depressions-Coach" hatten 1.000 Menschen teilgenommen. Innerhalb von sechs Wochen durchliefen sie ein strukturiertes Aufgabenprogramm, erledigten Schreibaufgaben und absolvierten multimediale Audio- und Video-Schulungen. Ein Teil der Patienten durchlief die automatisierte Variante des Programms ohne individuelle schriftliche Rückmeldungen. In der zweiten Gruppe erhielten die Teilnehmer wöchentlich schriftliche Rückmeldungen von einem speziell geschulten Therapeuten. Für die Dialoge nutzten sie ein passwortgeschütztes Online-Portal.

Nach Einschätzung der Psychologin und Studienleiterin Christine Knaevelsrud tragen die schriftlichen Rückmeldungen der Therapeuten wesentlich zum Erfolg bei. Während bei der automatisierten Variante 76 Prozent der Teilnehmer bis zum Ende durchgehalten hätten, seien es in der Variante mit individueller Betreuung 84 Prozent gewesen. "Der schriftliche Austausch mit den Therapeuten führt zu deutlich besseren Ergebnissen als die automatisierte Variante", sagte Knaevelsrud. Das zeige sich auch in der Zufriedenheit der Teilnehmer: In der betreuten Variante waren 89 Prozent, in der automatisierten Variante 79 Prozent zufrieden mit dem Depressions-Coach.

Dünnes Therapieangebot

Rupp sieht den Depressions-Coach vor allem als Ergänzung zur klassischen ambulanten Verhaltenstherapie. "Gerade zu Beginn einer Depression scheuen viele Menschen den persönlichen Kontakt mit einem Therapeuten und nutzen lieber solch ein niedrigschwelliges Angebot", sagte Rupp. Das Internet-Angebot sei auch in Regionen mit einem dünnen Therapieangebot schnell und leicht zugänglich. Derzeit überarbeitet die TK ihr Internet-Angebot aufgrund der ersten Auswertung. In der ersten Jahreshälfte 2016 soll es wieder online gehen.