Münster (epd)Ein nicht ausreichender Regelsatz zwinge vor allem schwer vermittelbare Langzeitarbeitslose dazu, sich Geld zu leihen, erklärte die Arbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Nordrhein-Westfalen am Dienstag in Münster.
Hartz-IV-Programm versagt
Jährlich gewährten die Jobcenter bundesweit insgesamt rund 225.000 Darlehen für Waschmaschinen, Kühlschränke, die Übernahme der Stromschulden oder Mietkaution. Die Schulden würden getilgt, indem pro Monat zehn Prozent vom jeweiligen Hartz-IV-Regelsatz einbehalten werden.
Das vor zehn Jahre eingeführte Hartz-IV-Programm habe versagt, erklärte der Vorsitzende des Arbeitsausschusses Arbeit und Arbeitslosigkeit in der Freien Wohlfahrtspflege NRW, Josef Lüttig. Trotz guter Konjunktur, arbeitsmarktpolitischer Förderung und persönlicher Anstrengung vieler Betroffener hätten in Deutschland rund 450.000 Menschen keine Perspektive, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, erklärte der Paderborner Caritasdirektor.
Schuldnern der Jobcenter
Es dürfe nicht sein, dass der Regelsatz so niedrig bemessen sei, dass Langzeitarbeitslose Darlehen aufnehmen müssten, die sie kaum mehr zurückzahlen können, kritisierte der Kölner Caritasdirektor Frank Johannes Hensel. "Wenn Hartz-IV-Empfängern ein Mindestmaß an gesellschaftlicher Teilhabe möglich sein soll, dürfen wir sie nicht auch noch zu Schuldnern der Jobcenter machen."