Wiesbaden (epd)"Der Prozess stellte einen Wendepunkt im Umgang mit den Verbrechen der Nationalsozialisten dar", erklärte Bouffier am Dienstag in Wiesbaden. Er habe den Opfern eine unüberhörbare Stimme verliehen und die Gräueltaten der Nationalsozialisten sichtbar gemacht. Das Verfahren habe das Ende der Verdrängung und den Beginn der offenen Auseinandersetzung mit dem Holocaust in Deutschland markiert, sagte der Ministerpräsident.
Mehr als 350 Zeugen
Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (1903-1968) hatte am 20. Dezember 1963 in Frankfurt den Prozess gegen 22 Angeklagte eröffnet, die sich für ihre Beteiligung am Mord an Millionen Juden in Auschwitz verantworten sollten. Mehr als 350 Zeugen wurden im Verlauf des 20-monatigen Prozesses gehört, unter ihnen 211 Überlebende des Vernichtungslagers. Das Verfahren endete mit der Verkündung der Urteile und Haftstrafen für 17 der Angeklagten.
"Fritz Bauer war ein unermüdlicher Kämpfer gegen das Vergessen und für die Gerechtigkeit. Er hat gegen massivste Widerstände durchgesetzt, dass die Täter vor Gericht kamen", würdigte Bouffier. Der Prozess sei ein "Akt der Aufklärung" gewesen, "ein unübersehbares Zeugnis der Schuld nicht weniger Demagogen, sondern Tausender Helfer beim geplanten und organisierten Mord an Millionen von Menschen".