Berlin (epd)Für die Endlagerung schwach- und mittelradioaktiven Abfalls will die Bundesregierung auf eine Erweiterung des Schachts Konrad bei Salzgitter verzichten. Das Kabinett beschloss am Mittwoch ein Nationales Entsorgungsprogramm. Daraus geht hervor, dass anfallender Müll, der über die bislang für Schacht Konrad bewilligten Mengen hinausgeht, bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Abfall berücksichtigt werden soll. In dieses Endlager könnten dann also beide Sorten Müll kommen. Bislang galt als gleichwertige Option, das Endlager im früheren Eisenerzbergwerk Schacht Konrad zu erweitern. Das hatte vor Ort zu Protesten geführt.
Schacht Konrad scheide nicht mit endgültiger Gewissheit aus, sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD). "Aber ich habe klar die Richtung vorgegeben. Eine Erweiterung von Konrad wollen wir vermeiden", ergänzte sie. Sie räumte dabei ein, der Verunsicherung der Bevölkerung vor Ort Rechnung tragen zu wollen. Dennoch unterstrich sie, dass die Inbetriebnahme von Schacht Konrad grundsätzlich so schnell wie möglich erfolgen solle.
Umweltschützer: "Teilerfolg"
Umweltschützer aus Salzgitter werteten die Äußerungen Hendricks auch nur als "Teilerfolg". Die Erweiterung des im Bau befindlichen Atommülllagers Schacht Konrad sei damit "nicht vom Tisch", sagte Ludwig Wasmus von der atomkraftkritischen Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad.
Mit dem Nationalen Entsorgungsprogramm für radioaktive Abfälle kommt die Bundesregierung Hendricks zufolge einer Vorgabe der EU nach, die dies bis zum 23. August verlangt hat. Erstmals listet das Programm auch Kosten für Endlagervorhaben auf.
Demnach wird Schacht Konrad bis 2080 - für die Zeit bis dahin haben die Experten des Ministeriums ihre Rechnungen angestellt - 7,5 Milliarden Euro kosten. Auf Gesamtkosten in Höhe von fünf Milliarden Euro kommt demnach die Schachtanlage Asse II, aus der Fässer mit strahlendem Material wieder herausgeholt werden sollen. Die Anlage selbst wird stillgelegt, weil sie nicht als sicher gilt. Dasselbe gilt für das Endlager Morsleben in Sachsen-Anhalt, das bis zum Ende der Rechnung zufolge 2,4 Milliarden Euro gekostet haben wird.
Auf Kostenschätzung verzichtet
In der Auflistung hat das Ministerium bewusst auf eine Kostenschätzung für das Endlager für hochradioaktiven Müll verzichtet, das derzeit noch gesucht wird. Dafür fehlten noch entscheidende Grundlagen, hieß es zur Begründung.
Während Schacht Konrad bereits als Endlager für schwach- und mittelradioaktiven Abfall, wie er beispielsweise in Medizin und Forschung anfällt, feststeht, ist ein Endlager für die hochradioaktiven Abfälle noch nicht gefunden. Für die Suche ist im vergangenen Jahr eine Kommission berufen worden.
Bis zu einem Endlager wird aber noch viel Zeit vergehen: Aufgabe der Kommission ist es zunächst, Kriterien für die Endlagersuche zu formulieren. 2031 soll ein Standort feststehen. In Betrieb gehen soll das Endlager dann spätestens 2050.