Kontroverse Debatte über Online-Jugendangebot von ARD und ZDF
Der geplante Internet-Jugendkanal von ARD und ZDF bleibt ein Zankapfel: Während die ARD-Aufsichtsgremien mehr Spielraum für das Angebot fordern, fürchten Lokalradios, mit dem Jugendkanal kaum mithalten zu können.

München (epd)Die Aufsichtsgremien der ARD fordern vom Gesetzgeber mehr Spielraum für das geplante neue Online-Jugendangebot von ARD und ZDF. Chats und Foren zum Meinungsaustausch sowie die Möglichkeit, sich zu Gruppen zusammenzuschließen, sollten Bestandteil des Angebots sein, heißt es in der Stellungnahme der Konferenz der ARD-Gremienvorsitzenden (GVK), die am Donnerstag veröffentlicht wurde. In dem Entwurf der Länder für eine Änderung des Rundfunkstaatsvertrags stehen Kontaktbörsen in einer sogenannten Negativliste, die Inhalte aufzählt, die nicht angeboten werden sollen. Dagegen erklärte der Privatrundfunk-Verband APR, das Jugendangebot könne den privaten Hörfunk bedrohen und müsse daher stärker begrenzt werden.

"Content-Netzwerk" geplant

Die für Medienpolitik zuständigen Bundesländer hatten im Juni eine offene Konsultation zum Jugendangebot von ARD und ZDF gestartet. Die Frist für Stellungnahmen, die jeder Interessierte abgeben konnte, endet an diesem Freitag. Das Angebot, das über ein Jahresbudget von 44 Millionen Euro verfügen soll, könnte nach den Planungen der ARD Mitte 2016 starten.

Nach dem von ARD und ZDF vorgelegten Konzept soll das Online-Jugendangebot ein "Content-Netzwerk" werden. Nicht eine klassische Startseite wie bei "Tagesschau.de" stehe im Vordergrund, sondern die Verteilung unterschiedlicher Inhalte auf Drittplattformen wie YouTube und Facebook, hieß es. Dafür seien auch spezielle "Köpfe" erforderlich, mit denen sich Menschen zwischen 14 und 29 Jahren identifizieren könnten.

Die ARD-Gremien sprechen sich auch für eine weitgehende Erlaubnis von Spiele-Angeboten in dem Onlinekanal aus. Für die junge Zielgruppe könnten Spiele auch "zur spielerischen Wissensvermittlung und anschaulichen Erläuterung komplexer Sachverhalte eingesetzt werden und damit ein wichtiges Element der Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags bilden". Wichtig sei zudem ein nichtkommerzieller, redaktionell verantworteter Kalender mit relevanten Terminen für junge Leute. Veranstaltungskalender müssten daher ebenfalls aus der Negativliste gestrichen werden.

"Beeinträchtigung eines funktionierenden Marktes"

Die GVK bezeichnete das Konzept von ARD und ZDF als "gute Grundlage für die Entwicklung und Verbreitung innovativer Medieninhalte" für jüngere Zielgruppen. "Nach so vielen Jahren Vorlauf und Diskussion muss das von den Gremien seit langem geforderte junge Angebot nun schnell umgesetzt werden, damit die Öffentlich-Rechtlichen im dynamischen Medienumfeld den Anschluss an die jungen Zielgruppen wahren", sagte der GVK-Vorsitzende Uwe Grund.

Die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR), die lokale Sender vertritt, erklärte in ihrer Stellungnahme, das geplante Angebot sei "mit reichlich Mitteln ausgestattet, um im Bereich der ökonomisch sehr schwer finanzierbaren Angebote alles wegzukaufen, was nach Reichweitenerfolg aussieht". Mit privatwirtschaftlichem Risiko angebotene Inhalte könnten deshalb nur schwer mithalten. Ein erstes Beispiel sei der YouTube-Star LeFloid, der unter ausdrücklichem Hinweis auf das Jugendangebot vom SWR unter Vertrag genommen worden sei. Auch die Zeitungsverleger hatten vor einer "Beeinträchtigung eines funktionierenden Marktes" durch das Angebot gewarnt.

Ziel das neuen Angebots ist es laut ARD und ZDF, "ein identitäts- und demokratiestiftendes, meinungsbildendes Angebot" zu liefern. Es solle wie seine Zielgruppe auch Grenzen austesten und dabei "ehrlich und authentisch" sein. Kern-Genres sind Musik/Jugendkultur, Wissen/Service, hintergründige Information, Comedy/Unterhaltung, Film/Serien und Sport.