Dubai (epd)Mullah Omar war einer der meistgesuchten Männer der Welt. Oder ist es noch. Schon vor Jahren wurde ein Kopfgeld in Höhe von zehn Millionen US-Dollar auf den Taliban-Chef ausgesetzt. Doch der radikale Islamist, der um die 50 Jahre alt war, starb offenbar vor zwei Jahren an Tuberkulose, ohne entdeckt zu werden.
Aghanische Regierung will Bericht nachgehen
Gerüchte über seinen Tod tauchten seit Jahren immer wieder auf. Schließlich war der fast zwei Meter große Mann seit dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan 2001 nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen worden. Doch die Todesnachricht vom Mittwoch aus afghanischen und pakistanischen Sicherheits- und Regierungskreisen wird ernster genommen als frühere.
Die Regierung in Kabul will dem Bericht nachgehen. Sollte sich die Nachricht bestätigen, dass der extremistische Hardliner Mullah Omar tot ist, wäre ein wichtiges Hindernis für Frieden in Afghanistan auf dem Wege geräumt. In die Verhandlungen zwischen Regierung und den aufständischen Taliban könnte eine neue Dynamik kommen.
Mullah Mohammed Omar Mujahid stammt aus der Ethnie der Paschtunen in der afghanischen Provinz Kandahar. Der Bauernsohn wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. In einer bizarren Biografie, die die Taliban in diesem Jahr über ihren Anführer veröffentlichten, wird Omars Liebe für Raketenwerfer und sein "spezieller Sinn für Humor" betont.
Schlaues Versteckspiel
Seine Sporen verdiente der Mullah sich als Gotteskämpfer gegen die sowjetischen Truppen in den 80er Jahren. Damals soll er bei einem Kampf sein rechtes Auge verloren haben. Der hochreligiöse Mullah Omar scheute stets das Licht der Öffentlichkeit. Selbst zu Zeiten, als die Taliban in Afghanistan herrschten, verbrachte Omar seine Zeit zurückgezogen in Kandahar und überließ die Regierungsgeschäfte in Kabul seinen Vertrauten.
Der Gotteskämpfer war für sein schlaues Versteckspiel ebenso bekannt wie für seine Brutalität und seinen religiösen Verfolgungswahn, der das Taliban-Regime prägte. Der Kommandant wurde unter anderem für die Zerstörung der unwiederbringlichen Buddha-Statuen im afghanischen Bamiyan aus dem 6. Jahrhundert verantwortlich gemacht. Während seines Schreckensregimes in Afghanistan zwischen 1996 und 2001 zwang der Islamist Frauen in die Burka, den Ganzkörperschleier mit Sehschlitzen, und ließ vermeintlichen Dieben öffentlich die Hände abhacken.
Enge Freundschaft mit Osama bin Laden
Sein fließendes Arabisch unterschied ihn von anderen Taliban-Führern. Mit dem aus Saudi-Arabien stammenden Al-Kaida-Chef Osama bin Laden verband ihn eine enge Freundschaft. Omar beherbergte Bin Laden in Kandahar und weigerte sich, ihn an die USA auszuliefern. Ebenso wie Bin Laden floh auch Omar nach der US-Militärintervention in Afghanistan über die Grenze nach Pakistan, wo er offensichtlich die letzten Jahre zubrachte.