Der Doktorand der Leuphana Universität hat ein Online-Training gegen die sogenannte Prokrastination entwickelt. "Unter ernsthafter Aufschieberitis leidet in Deutschland etwa jeder Vierte bis Fünfte", erläuterte er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Eckert hat sich in seiner Forschung auch mit den Lehrern beschäftigt, für die jetzt die großen Ferien begonnen haben. "Es gibt einige, die unangenehme Aufgaben gleich abarbeiten und sagen, dann ist das weg", sagte er. Andere schöben bewusst die Steuererklärung oder die Korrektur von Arbeiten auf, um sich zunächst zu erholen. "Es kann eine gute Strategie sein, erst mal den Akku aufzuladen", sagte der Forscher: "Ein Problem ist, wenn einem dabei das Unerledigte immer im Nacken sitzt. Das beeinträchtigt dann die Erholung."
Die Folgen von Aufschieberitis könnten sich beträchtlich voneinander unterscheiden, sagte Eckert. Für einige sei es nur ein störendes schlechtes Gewissen, das den Urlaub beeinträchtigt. Bei anderen könne Aufschieberitis mentale Störungen wie Depression mit bedingen oder aufrechterhalten. Natürlich könnten auch ganz handfeste "weltliche" Folgen auftreten: Zum Beispiel, wenn der Gerichtsvollzieher wegen unbezahlter Rechnungen vor der Tür stehe.
Sich bewusst entscheiden
Es gebe Menschen, für die das portionsweise Abarbeiten eine entlastende Strategie sei. So könne es für einige zur Entspannung beitragen, mal ein bis zwei Klassenarbeiten pro Tag auch in den Ferien zu korrigieren. Bei anderen führe dies zur Grübelei, und Ärger über den Arbeitsalltag komme wieder hoch - also nicht zu empfehlen. "Es gibt nicht den einen Tipp", unterstrich Eckert. Aber es gebe eine Strategie, um für sich selbst den besten Weg zu finden. In seinem Training rät er als erstes, sich bewusst für oder gegen das Erledigen einer Aufgabe zu entscheiden. "Ich kann auch abwägen und den Keller erst mal nicht renovieren. Aber das muss eine Entscheidung sein."
Wer etwas angehen wolle, sollte realistisch planen und sich nicht zu viel vornehmen. Wichtig sei auch, sich darüber klarzuwerden, warum etwas immer wieder auf die lange Bank geschoben wurde, erläutert der Wissenschaftler. "Welche Befürchtungen hindern mich, beim Chef oder der Schwiegermutter anzurufen? Was kann im schlimmsten Fall passieren? Will ich das aushalten?" Und wichtig sei es, zu würdigen, was gut gelingt, unterstrich er. "Es wird dadurch beim nächsten Mal leichter."