Frankfurt a.M. (epd)Der Hannoveraner Wirtschaftswissenschaftler Stephan Thomsen hat dazu aufgerufen, stärker als bisher die ökonomischen Aspekte vorbeugenden Handelns in den Blick zu nehmen. "Prävention rechnet sich", sagte Thomsen am Montag in Frankfurt am Main bei der Eröffnung des 20. Deutschen Präventionstages. Es liege zwar auf der Hand, dass Diebstähle, Einbrüche, Mord und Totschlag hohe materielle und immaterielle Kosten verursachten. Es sei aber sehr aufwendig, diese in Euro und Cent wiederzugeben und in Beziehung zu setzen mit den Kosten für Präventionsprogramme.
Deutschland hinke bei der statistischen Erfassung des Problems deutlich hinterher, sagte der Leiter des Niedersächsischen Instituts für Wirtschaftsforschung. Allerdings seien in den beiden vergangenen Jahrzehnten beachtliche Fortschritte in der Schätzung und Ermittlung der materiellen und immateriellen Kosten der Kriminalität gemacht worden. Die Ergebnisse zeigten, dass die immateriellen Kosten wie Schmerzen, Furcht und Verlust von Lebensqualität für fast alle betrachteten Straftaten höher seien als die materiellen Kosten.
"Grundverpflichtung des Staates"
Im Jahr 2014 wurden laut Polizeilicher Kriminalstatistik deutschlandweit mehr als sechs Millionen Straftaten gemeldet, darunter knapp 2,4 Millionen Diebstähle und gut 600.000 Sachbeschädigungen. Die Zahl der gemeldeten Fälle von Mord und Totschlag lag bei 2.179.
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) betonte, dass Prävention "eine Grundverpflichtung des Staates" sei. Unschuldige Menschen dürften keine Opfer werden. Der zweitägige Deutsche Präventionstag ist nach den Angaben von Geschäftsführer Erich Marks der größte Kongress zur Kriminalprävention und angrenzenden Bereichen in Europa. Erwartet wurden über 3.000 Teilnehmer und Gäste aus Polizei, Justiz, Jugendhilfe, Schulen, Kirchen, Verbänden, Vereinen sowie Politik und Wissenschaft.