Garmisch-Partenkirchen, Elmau (epd)Bei den G-7-Gegnern machte sich am Montag Katerstimmung breit: Am Wochenende hatten noch mehrere tausend Demonstranten ein buntes Straßenfest in Garmisch-Partenkirchen abgeliefert, um gegen das zweitägige G-7-Treffen auf Schloss Elmau zu protestieren. Jetzt sind nur knapp über hundert bei der Abschlusskundgebung rund um das Aktionsbündnis "Stop G7 Elmau" vor dem Bahnhof übrig. Das massive Polizeiaufgebot und die starken Regenfälle, die das Protestcamp der Demonstranten mehrmals unter Wasser gesetzt hatten, haben den G-7-Gegnern sichtlich zugesetzt. Ein Großteil war bereits am Sonntag abgereist.
Demonstrations wird kurzfristig abgesagt
Die Anmelderin der Demos, Ingrid Scherf, sagt, angesichts der "enormen Sicherheitsmacht" von rund 20.000 Polizisten hätten es die Demonstranten zwar schwer gehabt. "Aber wir sind nicht enttäuscht." Einen neun Kilometer langen Demonstrationsmarsch sagt Scherf am Montag aber doch kurzerhand ab. Man sei schließlich schon genug gelaufen. Zu anstrengend war offenbar für viele Demonstranten der stundenlange Sternmarsch am Sonntag bei brütender Hitze rauf Richtung Schloss Elmau.
Die Polizei dagegen zeigte sich zufrieden mit ihrem Einsatz: Die befürchteten Krawalle blieben aus. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte vor dem Gipfel mit bis zu 3.000 gewaltbereiten Demonstranten gerechnet. Wie die G-7-Polizeipressestelle auf epd-Anfrage mitteilte, gingen bisher weder Scheiben zu Bruch, noch brannten Autos aus - ein Szenario, das die Sicherheitskräfte vor allem seit den Blockupy-Krawallen in Frankfurt am Main im März umtrieb. Herrmann sagte zum Polizeigroßaufgebot: "Potenzielle Gewalttäter haben sich genau überlegt, ob sie etwas anstellen oder überhaupt anreisen."
Kritisch nur am Samstagabend
"Bisher ist es nicht schlecht gelaufen", bestätigt ein Polizeisprecher. Insgesamt seien 72 Demonstranten durch die sogenannten "Gefangenensammelstellen" geschleust worden - sie wurden also kurzzeitig in Gewahrsam genommen oder die Personalien wurden festgestellt. Zwei wurden festgenommen. Kritisch sei es nur am Samstagabend geworden, als es zu Zusammenstößen zwischen Beamten und Demonstranten kam, die aber schnell gelöst werden konnten. Auch die Zahl der Verletzten sei niedrig. Die Polizei sprach von acht verletzten Beamten.
Gemischte Gefühle gibt es bei den Bürgern vor Ort: Richtig toll findet das hermetisch abgeriegelte G-7-Treffen hier niemand, Demonstranten mit zu radikalen Ansichten aber auch nicht. Ein paar seien schon "borniert und vernagelt" in ihren Ansichten, sagt Silvia Nagel aus dem Landkreis Garmisch-Partenkirchen. Die Demos hätten ihr aber trotzdem gefallen, alles sei friedlich verlaufen. Da sei sie der Polizei dankbar. Sie finde aber, dass sich mehr Bürger mit Friedensbotschaften hätten beteiligen müssen. "Aber da waren wir wohl zu bequem", ärgert sie sich im Nachhinein.
Letzlich nur Kulisse
Josef aus dem Werdenfelser Land fühlt sich für den G-7-Gipfel gar als "Dekorationsdepp" missbraucht. Das sei ihm beim Blick am Morgen in die Zeitung bewusst geworden. US-Präsident Barack Obama mit Weißbier in der Hand, Obama beim Weißwurstessen, Obama mit Trachtlern - "letztlich sind wir nur Kulisse für ein paar Großkopferte", sagt Josef. Hätten doch Trachtler mal Gleise oder die Bundesstraße blockiert und sich von der Polizei wegtragen lassen. Das wären mal gute Bilder für die Welt gewesen, die der Kanzlerin gar nicht gefallen hätten, sagt Josef.