Berlin (epd)Nach dreijähriger Forschung zur Veranlagung und zum Verhalten pädophiler Männer haben Wissenschaftler am Donnerstag in Berlin erste Ergebnisse präsentiert. Zu den zentralen Erkenntnissen der Hirnforscher zählt, dass sich eine pädophile Neigung wissenschaftlich nachweisen lässt. Ebenso zentral sind aber Daten, die zeigen, dass Pädophilie und Kindesmissbrauch unterschiedliche Probleme sind.
Die Unterscheidung zwischen pädophilen und nicht pädophil veranlagten Männern lässt sich anhand der Hirnaktivitäten treffen, die ausgelöst werden, wenn den Männern stimulierende Bilder gezeigt werden. Ob jemand zum Missbrauchs-Täter wird oder nicht, kann so aber nicht festgestellt oder vorausgesagt werden. Dabei geht es um andere Faktoren, vor allem um das Verhalten.
Nur schwere Kontrolle des Gefühlshaushaltes
Männer, die zu Tätern werden, zeigen den Studien zufolge ein nachweislich anderes Verhalten als jene, die keinen sexuellen Missbrauch begehen. So gelingt es ihnen deutlich schlechter, ihren Gefühlshaushalt zu kontrollieren. Im Durchschnitt sind sie sechs Jahre älter als die Vergleichsgruppe, die nicht zu Tätern wurde.
An der Studie nahmen 240 Männer in vier Gruppen teil: pädophile Männer; pädophile Männer, die sexuellen Missbrauch begangen haben; heterosexuelle Männer sowie heterosexuelle Männer, die Missbrauchs-Täter sind.
Weltweit einmaliges Projekt
Nach Auskunft der Forscher ist die Datenerhebung zu Pädophilie ein deutschland- und weltweit einmaliges Projekt. Das Bundesforschungsministerium hat den Forschungsverbund NeMUP ("Neural mechanisms Underlyning Pedophilia") an fünf Hochschulen und Uni-Kliniken in Berlin, Hannover, Duisburg-Essen, Kiel und Magdeburg mit rund 2,3 Millionen Euro gefördert.