Nürnberg (epd)Die Erlanger Professorin für christliche Publizistik, Johanna Haberer, hat dazu aufgerufen, die christlichen Werte im digitalen Zeitalter zu verteidigen. Haberer warnte beim Medienkonzil der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern am Donnerstag in Nürnberg davor, dass sich Menschen in der heutigen durchtechnisierten Welt in eine "schwer durchschaubare Abhängigkeit" begeben. Sie hätten kaum eine Handhabe, wieder an ihre Selbstbestimmung zu kommen. Das Medienkonzil steht unter dem Thema "Bürgersein im digitalen Raum".
"Wir haben es heute mit Monopolisten zu tun", die im wahrsten Sinne "obskur" seien, also verdeckt handelten, sagte die evangelische Theologin mit Blick auf Unternehmen wie Google und Facebook zum Auftakt der Fachtagung. Sie forderte die Nutzer auf, nicht wie die staunenden Kinder vor den neuen Entwicklungen zu stehen, sondern die Machtstrukturen zu durchschauen. Die digitale Welt müsse für die Allgemeinheit von Nutzen sein, forderte sie.
"Werte lassen sich nicht digitalisieren"
Der in der bayerischen Landeskirche für Medien zuständige evangelische Oberkirchenrat Detlev Bierbaum warnte die Kirche davor, angesichts einer schnell wachsenden digitalen Medienwelt eine Opferhaltung einzunehmen: "Es hilft nichts, sich zu beklagen. Diese Entwicklung ist kein Naturereignis, sondern von Menschen gemacht." Die Kirche müsse sich ihren Platz suchen und könne etwa als "ethische Agentur" auftreten. "Unsere Werte lassen sich aber nicht mit den Zahlen 0 oder 1 digitalisieren."
Zum Medienkonzil in Nürnberg beraten den Veranstaltern zufolge bis Freitag mehr als 200 Medienschaffende aus Publizistik, Kirche, Kultur, Medienwissenschaft, Philosophie und Theologie.