Rom (epd)Die Theologie der Befreiung ist eine sozialkritische Bewegung in der römisch-katholischen Kirche, die Ende der 1960er Jahre in Lateinamerika entstand. Unter dem Eindruck von Unterdrückung und Ausgrenzung großer Teile der Bevölkerung entwickelten Geistliche die Vision einer Kirche, die bedingungslos an der Seite der Armen steht.
Basisgemeinden entstanden überall auf dem Subkontinent, in den Dörfern und in den Armenvierteln der Großstädte. Das Denken prägte die Vollversammlung der lateinamerikanischen Bischofskonferenz im kolumbianischen Medellín 1968. Indem sie Missstände anprangerten und soziale wie politische Veränderungen anmahnten, gerieten die Befreiungstheologen in Konflikt mit herrschenden Regimen.
Es war die Zeit des Kalten Krieges, der Militärdiktaturen und der Guerillabewegungen. Der Peruaner Gustavo Gutiérrez, der 1968 den Begriff "Theologie der Befreiung" prägte, wurde als Marxist beschimpft. Ebenso der Nicaraguaner Ernesto Cardenal sowie die Brasilianer Leonardo Boff und Helder Camara, die vom Vatikan Schweigegebot erhielten. Dazu gehörte auch der Erzbischof von San Salvador, Óscar Romero, der 1980 ermordet wurde und am Samstag seliggesprochen wird.
Auf der Bischofskonferenz von Puebla 1979 wurde die "Option für die Armen" entwickelt, der sich die Kirche in Lateinamerika verschreiben wollte. Aber der Vatikan hielt dagegen. Auch das Seligsprechungsverfahren für Erzbischof Romero stockte über Jahre, da er aus Sicht vieler im Vatikan in seiner Heimat von der Linken vereinnahmt wurde. Der mittlerweile emeritierte Papst Benedikt XVI. nannte ihn aber 2007 einen "großen Glaubenszeugen", dessen Ermordung durch seinen Glauben motiviert war.
Die Befreiungstheologie des 21. Jahrhunderts ist auch ökumenisch ausgerichtet: Viele protestantische Kirchen praktizieren ein lebensnahes, sozial engagiertes Christentum wie die Basiskatholiken.