San Salvador
wird seliggesprochen
Frankfurt a.M. (epd)In El Salvador wird Erzbischof Óscar Arnulfo Romero schon lange als Heiliger verehrt, der für die Armen gestorben ist. Er hatte dem Militärregime mutig die Stirn geboten und wurde am 24. März 1980 in einer Kirche erschossen, während er die Messe las. Am Samstag wird Romero seliggesprochen. Im Februar hat Papst Franziskus den Weg für diese Ehrung frei gemacht, indem er den katholischen Geistlichen als Märtyrer anerkannte.
Romeros Tod am 24. März 1980 markierte den Anfang eines zwölf Jahre langen Bürgerkriegs in dem mittelamerikanischen Land. Die rechtsgerichteten Machthaber verstärkten damals die Repression, auch gegen die Kirche. Priester wurden ermordet, ein katholischer Radiosender gesprengt und Dynamitkerzen in Kirchen gestellt: Am Tag vor seiner Ermordung befahl Romero bei einer Messe den Regierenden "im Namen Gottes: Macht Schluss mit der Unterdrückung!" Am nächsten Tag kamen die Mörder, vier Scharfschützen.
"Bischof der Armen"
Der flammende Appell könnte Romeros Todesurteil gewesen sein. "Es gibt wenige Morde, die mehr angekündigt und vorausgesehen wurden", schrieb der Peruaner Gustavo Gutiérrez später, der Vater der den Armen zugewandten Befreiungstheologie. Doch Romeros Weggefährten weigerten sich, das Undenkbare zu denken, trotz der unheimlichen Vorzeichen. Der Erzbischof selbst wollte keinen Schutz, während das Regime Kritiker reihenweise ermorden ließ: "Der Hirte will keine Sicherheit, solange sie der Herde nicht gewährt wird", sagte er.
Romero galt als wortstarker Vertreter der Befreiungstheologie. Aber er war nicht von Anfang an ein scharfer Kritiker der Herrschenden. Der Sohn eines Telegrafenarbeiters, der am 15. August 1947 geboren wurde, galt zunächst als konservativ und verschlossen. Der Geistliche Romero war der Wunschkandidat des damals herrschenden Generals Arturo Armando Molina und der päpstlichen Kurie, als er 1977 zum Erzbischof von San Salvador ernannt wurde. Er hatte 1970 eine Kommission der Bischofskonferenz geleitet, die die "Infiltration marxistischer Analyse" in der Kirche El Salvadors untersuchte.
Aber Romero wandelte sich, wurde zum "Bischof der Armen", mahnte dabei stets zur Gewaltlosigkeit. Die Ermordung seines Freundes, des sozial engagierten Paters Rutilio Grande, wenige Monate nach seiner Berufung zum Erzbischof, war ein Wendepunkt. Eine Bekehrung womöglich durch ein Gotteserlebnis, überlegt sein Weggefährte, der Jesuit Jon Sobrino. Unermüdlich prangerte Romero nun Unrecht und Unterdrückung an. Über das Radio wurden seine Predigten landesweit bekannt.
40 Tote bei Beerdigung
Seine Gegner warfen ihm vor, sich nicht genug gegen den Marxismus und die zu den Waffen greifende linke Guerilla abzugrenzen. Auch Papst Johannes Paul II. ermahnte Romero mehrmals. Unterdessen wurden immer mehr Pfarrer in El Salvador getötet. Im Februar 1980 forderte Romero US-Präsident Jimmy Carter auf, die Militärhilfe für El Salvador einzustellen. Es war die Zeit, da der offene Bürgerkrieg zwischen Armee und Guerilla begann, in dem mehr als 75.000 Menschen sterben sollten.
Selbst Romeros Beerdigung am Palmsonntag 1980 wurde von Blutvergießen überschattet. Mehr als 200.000 Menschen waren gekommen. Doch die Militärs scheuten nicht davor zurück, Bomben zu werfen und auf Trauernden zu schießen. Mindestens 40 Menschen starben.
Vatikan tut sich schwer
Die Drahtzieher des Mordes an Romero wurden nie gerichtlich belangt. In einem UN-Bericht wird der inzwischen gestorbene Offizier Roberto d'Aubuisson genannt: Er ist der Gründer der rechtsgerichteten Partei Arena, die El Salvador vom Friedensschluss 1992 bis 2009 regierte.
Der Vatikan tat sich nicht leicht mit Romero. Mitte der 90er Jahre begann ein Verfahren zur Seligsprechung. Aber es kam erst nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. 2005 in Gang. In der Bevölkerung El Salvadors wurde der Erzbischof dagegen in hohen Ehren gehalten. Das Wirken von "San Romero de America" hat Gläubige und Bedrängte in ganz Lateinamerika ermutigt. 2011 besuchte US-Präsident Barack Obama sein Grab. "Wenn sie mich töten, werde ich im salvadorianischen Volk auferstehen", hatte Romero einmal erklärt.