Berlin (epd)Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler wehrt sich gegen Vorwürfe des anonymen Berliner Studentenblogs "Münkler-Watch". Darin wird ihm unter anderen vorgeworfen, Rassismus, Sexismus und Militarismus zu verbreiten. "Das ist das Gegenteil von dem, was ich gesagt habe", betonte der Professor für Politische Ideengeschichte gegenüber der Wochenzeitung "Die Zeit" (Ausgabe vom 21. Mai). Die gegen ihn erhobenen Vorwürfen wiesen ein Muster auf, "das auch antisemitisch eingesetzt worden ist".
Studierende veröffentlichen Mitschnitte
An der Berliner Humboldt-Universität übt eine Gruppe von Studenten über die Plattform "Münkler-Watch" seit Wochen harsche Kritik an dem Wissenschaftler. Die Macher des Blogs wollen selbst unerkannt bleiben. Sie besuchen wöchentlich Münklers Vorlesungen am Institut für Sozialwissenschaft und veröffentlichen danach Auszüge daraus. Darin werfen sie dem Forscher unter anderem "Chauvinismus, Pietätlosigkeit und Eurozentrismus" vor. Münkler gilt als einer der renommiertesten Politikwissenschaftler in Deutschland. Neben zahlreichen Medienauftritten berät er Politiker und politische Institutionen.
Wenn er jetzt Vorlesungen halte, würde er sich immer fragen: "Kann ich irgendwie falsch interpretiert werden? Was sollte ich nicht sagen?", erklärte der Forscher im "Zeit"-Interview. Durch "Denunziationsvokabeln" würde "die intime Arbeitsatmosphäre zwischen Vortragenden und Mitarbeitenden gestört, und sie wird durch externe Überwachung aufgesprengt".
Antisemitisches Muster
Weiter sagte Münkler, er wisse, dass sich die Blogger "für ausgesprochen links halten". Allerdings erinnerten ihn der Ressentimentdiskurs eher an "hochschulpolitische Vorgänge des Jahres 1933". "Der hat viel Geld, wir sind arm. Der hat Einfluss, wir nicht. Das ist ein Muster, das auch antisemitisch eingesetzt worden ist", sagte der Wissenschaftler.
Auch sei die Anonymität seiner Kritiker für ihn ein Problem: "Ich würde gern mit meinen Kritikern sprechen, aber sie sind unsichtbar. Das ist asymmetrische Kriegsführung", so Münkler. Von der Humboldt-Universität fühlt er sich ebenfalls im Stich gelassen: "Sie hat keine Fähigkeit zur Empathie. Die Administration der Universität ist von den Hochschullehrern sehr weit entfernt." Die Hochschule ihrerseits wies diese Aussage zurück. Die Humboldt-Universität hatte in den vergangnen Tagen mit Blick auf den Disput mehrfach zu einem offenen und fairen Dialog aufgerufen.