TV-Tipp: "Annas zweite Chance" (3sat)
"Wie eine Kuh im Gewitter" kommt sich Anna Klahsen vor, als sie von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts steht. Gerade noch hat sie als Hamburger Mäzenatin einen ihrer berühmten Empfänge für vielversprechende Künstler gegeben, da macht sich ihr Mann kurz drauf mit einem bloß aufgrund gefälschter Bilanzen gewährten Kredit in Höhe von 10 Millionen Euro davon, im Schlepptau seine junge Geliebte.

Als Miteigentümerin der Firma steckt Anna mitten drin im Schlamassel, wird aber freigesprochen. Also kehrt sie heim nach Wien, um dort irgendwie ganz von vorn anzufangen. Retterin in der Not ist eine alte Freundin, die es von der Marktfrau zur wohlhabenden Unternehmerin gebracht hat. Sie überlässt Anna ihren alten Obst- und Gemüsestand, der allerdings bloß ein besserer Schuppen ist.

Mehr schlecht als recht macht sich Anna an die Arbeit, misstrauisch beäugt von den anderen Marktfrauen, die natürlich spüren, dass sie nicht auf den Naschmarkt gehört. Außerdem setzt ihr Charly (Erwin Steinhauer) zu, eine zwielichtige lokale Größe: Er hat andere Pläne für die Immobilie. Der einzige, der Anna beisteht, ist Bernhard (Friedrich von Thun), den alle nur den Kammersänger nennen, weil er einst auf der Bühne stand. Was Anna nicht ahnt: Bernhard, ein notorischer Spieler, steht bei Charly mit 25.000 Euro in der Kreide und soll Anna überzeugen, den Laden dicht zu machen. Anna bleibt stur und übersteht auch eine widerwärtige Kampagne Charlys mit stoischer Gleichmut; also lässt er ihren Stand kurzerhand abfackeln. Nun scheint Anna endgültig am Ende, doch da kommt Hilfe von gänzlich unerwarteter Seite.

Sehenswert ist der Film vor allem wegen des herausragenden Trios im Mittelpunkt; selbst wenn alle drei bei der Verkörperung ihrer Rollen nicht über die Maßen gefordert worden sind (Regie: Karsten Wichniarz). Friedrich von Thun gibt wie meist den Charmeur alter Schule, Steinhauer spielt Charly richtig schmierig. Beide sind aber ohnehin bloß die Eskorte für Christiane Hörbiger, die ihre Grande Dame mit der nötigen Noblesse und Arroganz versieht. Vor allem die Dialoge mit dem Kammersänger sind von geradezu klirrender Kälte. Das Drehbuch stammt von Hörbigers Sohn Sascha Bigler.