Düsseldorf (epd)Zwei arabischstämmige Autoren sind am Donnerstagabend mit der Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf ausgezeichnet worden. Der deutsch-ägyptische Politologe Hamed Abdel-Samad und der palästinensisch-israelische Psychologe Ahmad Mansour wurden für ihr jahrelanges Engagement gegen Antisemitismus geehrt. Der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Gemeinde, Oded Horowitz, sagte in der vollbesetzten Düsseldorfer Synagoge, es sei das erste Mal in der langjährigen Geschichte der Josef-Neuberger-Medaille, dass Muslime für ihren Kampf gegen den Antisemitismus geehrt würden.
Antisemitische Vorurteile abbauen
Der in Israel aufgewachsene Mansour habe sich als Jugendlicher noch in islamistischen Kreisen bewegt, erklärte der frühere Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, in seiner Laudatio. Heute setze sich der 39-Jährige, der in Tel Aviv und in Berlin Psychologie studiert habe, in seinen Büchern und mit verschiedenen Projekten in der Bundeshauptstadt dafür ein, dass jugendliche Muslime ihre antisemitischen Vorurteile hinterfragen und abbauen, lobte der SPD-Politiker.
Der Publizist Henryk M. Broder bezeichnete beide Preisträger in seiner Laudatio als "unabhängige Geister, die sich aus eigener Kraft von den Fesseln ihrer Erziehung befreit haben". Der 1972 als Sohn eines Imams in Ägypten geborene Hamed Abdel-Samad, der seit 20 Jahren in Deutschland lebt, sei "eine Bereicherung und ein Segen für eine Gesellschaft, die an ihrer eigenen politischen Korrektheit zu ersticken droht", erklärte Broder. Gegen Abdel-Samad war nach der Veröffentlichung seines kritischen Buchs "Abschied vom Himmel" im Jahre 2009 eine Fatwa ausgesprochen worden.
Der Autor bereiste 2010 für die politische Satiresendung "Entweder Broder - Die Deutschland-Safari" gemeinsam mit Broder Deutschland, um Themen wie Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie und Integration zu beleuchten. Die arabische Welt sähe heute anders aus, wenn es "viel mehr Hamed Abdel-Samads gäbe", sagte Broder in seiner Laudatio. Viele junge Ägypter, Syrer, Iraker, Araber und Muslime schafften es nicht, "vom Glauben zum Wissen zu konvertieren und in die Welt hinaus zu gehen".
Nur innerislamisch zu lösen
Abdel-Samed forderte mehr Ehrlichkeit in dem in Deutschland und Westeuropa geführten interreligiösen Dialog zwischen Christen, Muslimen und Juden. Er laufe mehrheitlich nach dem Motto "Friede-Freude-Eierkuchen" ab und schaffe so keinen Frieden zwischen den Religionen, kritisierte der Autor. Nach Ansicht von Ahmad Mansour verdienen alle muslimischen Jugendliche die Auszeichnung, "die ihren Eltern klar machen, dass Terror und Messerattacken in Israel nicht zu akzeptieren sind". Dieses Problem sei nur innerislamisch zu lösen, betonte er.
Mit der Neuberger-Medaille zeichnet die Jüdische Gemeinde Düsseldorf seit 1991 jährlich nichtjüdische Personen des öffentlichen Lebens für ihre Verdienste um die jüdische Gemeinschaft aus. Namensgeber ist der jüdische Rechtsanwalt und frühere NRW-Justizminister Josef Neuberger (1902-1977). Zu den früheren Preisträgern gehören Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der 2006 gestorbene frühere Bundespräsident Johannes Rau (SPD). Im vergangenen Jahr wurde die Düsseldorfer Rockband "Die Toten Hosen" ausgezeichnet.