Berlin (epd)Die Krankenkassenbeiträge werden nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung bis 2017 um bis zu 0,6 Prozentpunkte steigen. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine Prognose des Gesundheitsökonomen Jürgen Wasem. Verantwortlich für den prognostizierten Kostenanstieg seien die Ausgabenentwicklung und die Folgen der bevorstehenden Gesundheitsreformen, sagte er dem Blatt (Dienstagausgabe). Nach Ansicht der Krankenkassen ist die Prognose überhöht. Aber auch sie rechnen mit steigenden Beiträgen.
Wasem geht von einer Beitragssteigerung von 0,3 Prozentpunkte im kommenden Jahr und weiteren 0,3 Prozentpunkten 2017 aus. Laut "Bild" rechnet er für 2017 mit Mehrausgaben von 5,5 Prozent für die Krankenhäuser, was etwa 3,7 Milliarden Euro entsprechen würde. Für Arzneimittel veranschlagt der Gesundheitsökonom mindestens eine Steigerung von 3,5 Prozent, was einer Milliarde Euro entspräche.
Einschätzung "eher überhöht"
Seit 2015 gehen Beitragserhöhungen allein zu Lasten der Versicherten. Der Arbeitgeberanteil ist hingegen gedeckelt. Der Spitzenverband der Krankenkassen erwartet als Folge der Gesundheitsreformen im kommenden Jahr Mehrausgaben von 1,6 Milliarden Euro. Für das Jahr 2017 rechnet der GKV-Spitzenverband damit, dass die Ausgaben um 3,4 Milliarden Euro über denen von diesem Jahr liegen.
Die stellvertretende Sprecherin Ann Marini sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), durch den "Reform-Marathon" werde es zu Mehrausgaben kommen, die manche Krankenkassen nur durch höhere Zusatzbeiträge auffangen könnten. Der Verband gehe derzeit aber für 2016 von einer wirtschaftlich stabilen Einnahmesituation aus. Einschätzungen wie die von Wasem seien "eher überhöht". Demgegenüber sei die vom Schätzerkreis prognostizierte Steigerung realistisch, so Marini.
Der Schätzerkreis hatte in der vergangenen Woche einen durchschnittlichen Anstieg des Beitrags um 0,2 Prozentpunkte auf 15,7 Prozent berechnet. Der Kreis setzt sich aus Experten des Bundesversicherungsamtes, des Bundesgesundheitsministeriums und der Krankenkassen zusammen. Er schätzt die Einnahmen und Ausgaben der Kassen für das kommende Jahr. Auf Basis dieser Zahlen legt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) im November den durchschnittlichen Zusatzbeitrag fest, den die Versicherten allein zu zahlen haben. Die Krankenkassen wiederum bestimmen ihre Beitragssätze zum Jahreswechsel.