Berlin (epd)DGB-Vorstandsmitglied Stefan Körzell hat vor weiteren Engpässen auf dem Wohnungsmarkt gewarnt. "Verteilungskämpfe" um bezahlbare Wohnungen dürfe es nicht geben, sagte er am Donnerstag auf einer Tagung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Berlin. In den sieben größten Städten Deutschlands fehlten nach Einschätzung des Pestel Instituts bereits knapp 800.000 Wohnungen.
Konkurrenz zwischen Wohnungssuchenden
Körzell sagte, Singles, Studenten, sozial Schwache, zugezogene Südeuropäer sowie schutzsuchende Flüchtlinge konkurrierten miteinander. Diese Menschen müssten alle mit bezahlbaren Wohnraum versorgt werden, betonte der Gewerkschafter.
Er forderte von der Politik, zügige Maßnahmen zu ergreifen. Erste richtige Schritte seien bereits unternommen worden, etwa mit der Einführung der Mietpreisbremse oder bei Veränderungen des Maklerrechts. Zudem begrüßte er, dass der Bund bis 2019 den Ländern 500 Millionen Euro mehr pro Jahr für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stellen werde.
Körzell schlug zudem vor, etwa leerstehende Bürogebäude in Wohnungen umzufunktionieren. Allein in Frankfurt am Main seien im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Quadratmeter an Büroflächen ungenutzt geblieben. Umgerechnet in 80 Quadratmeter-Wohnungen seien das etwa 17.000 Wohneinheiten, sagte Körzell.
Prognosen schwierig
Der Staatssekretär beim Bundesbauministerium, Gunther Adler (SPD), erklärte, es sei wegen der Flüchtlingssituation momentan schwierig, Prognosen zu erstellen, wie viele Wohnungen wohl gebaut werden müssten. Im April dieses Jahres sei man noch von 270.000 Wohneinheiten ausgegangen. Wegen der deutlichen Zunahme von Flüchtlingen nach Deutschland spreche man mittlerweile von mindestens 350.000 bis zu 400.000. Adler bilanzierte, in diesem Jahr seien rund 270.000 neue Wohnungen gebaut worden.
Der Staatssekretär wertete es als eine der größten Herausforderungen, die vielen Schutzsuchenden dauerhaft in den Wohnungsmarkt zu integrieren. Er halte es jedoch für falsch, Flüchtlinge in leerstehenden Gebäuden in wirtschaftlich schwachen Regionen unterzubringen. Sie dürften nicht in die "verordnete Arbeitslosigkeit" geschickt werden, betonte der SPD-Politiker.
Zudem sprach er Probleme an, die auch ohne die Flüchtlingssituation hätten geklärt werden müssen. Seit Jahren gebe es "eine starke Binnenwanderung", sagte Adler. So würden jedes Jahr rund 40.000 Menschen nach Berlin gehen, gab er als Beispiel. "Das ist so, als ob eine Stadt wie Coburg oder Eisenach komplett umzieht", sagte er.