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Eine Textilarbeiterin, die bei dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes am 24. April 2013 nahe Dhaka, Bangladesch, liegt schwer verletzt in einem Krankenhaus in Dhaka.
G-7-Staaten starten einen Fonds für Arbeitsschutz in Schwellenländern
Mit sieben Millionen Euro starten die G-7-Staaten einen Fonds zur Verbesserung des Arbeitsschutzes in Entwicklungsländern. Lassen sich damit Katastrophen wie der Einsturz des Fabrik-Hochhauses in Bangladesch vor zwei Jahren vermeiden?

Berlin (epd)Die G-7-Staaten machen sich an die Umsetzung ihrer Beschlüsse vom Treffen im bayerischen Elmau: Die Arbeits- und Entwicklungsminister der sieben wirtschaftsstärksten Industrienationen vereinbarten in Berlin eine Anschubfinanzierung von sieben Millionen Euro für einen Fonds zur Verbesserung des Arbeitsschutzes in Entwicklungs- und Schwellenländern. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) sagte am Dienstag nach der zweitägigen Konferenz, drei Millionen Euro kämen aus Deutschland, weitere drei Millionen von der EU-Kommission und eine Million aus den USA. Italien und Frankreich wollten Arbeitsinspektoren in die Länder schicken und Schulungen zum Arbeitsschutz organisieren.

Reiche Länder tragen Verantwortung

Nahles zufolge haben weitere Länder Geld in Aussicht gestellt. Alle Regierungen sowie global tätige Unternehmen können sich an dem "Vision Zero"-Fonds beteiligen. Er soll helfen, arbeitsbedingte Erkrankungen, Unfälle und Todesfälle zu minimieren. Im Einzelnen geht es um Inspektionen der Fabriken, um Sicherheitstrainings für Management und Belegschaften sowie um den Aufbau nationaler Unfallversicherungen. Nahles sagte, Voraussetzung sei, dass Regierungen, Unternehmen und Belegschaften in den jeweiligen Ländern sich an den Programmen beteiligen.

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) sagte, Produkte des 21. Jahrhunderts dürften nicht unter Bedingungen wie im 19. Jahrhundert produziert werden. Die reichen Länder trügen Verantwortung für die Arbeitnehmer in den Entwicklungsländern. Die Arbeit des Fonds wird sich auf Branchen in afrikanischen und südostasiatischen Ländern konzentrieren, die Teil von globalen Lieferketten sind. Genannt wurden Myanmar und Äthiopien.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), bei der der Fonds angesiedelt wird, begrüßte die Beschlüsse. Nach Erhebungen der Organisation sterben jedes Jahr 2,3 Millionen Männer und Frauen durch arbeitsbedingte Krankheiten und Unfälle. ILO-Generaldirektor Guy Ryder erklärte in Berlin, 450 Millionen Menschen arbeiteten in globalen Lieferketten. Deren Leben konkret zu verbessern, hätten sich die G-7-Staaten zur Aufgabe gemacht. Der Fonds soll 2016 mit seiner Arbeit beginnen.

Förderung fairer Produktionsbedingungen

Der Fonds ist Teil eines Katalogs für die Unterstützung und Förderung fairer Produktionsbedingungen. In einer gemeinsamen Erklärung sprachen sich die G-7-Minister unter anderem dafür aus, kleine und mittelständische Betriebe bei der Kontrolle von Lieferketten zu unterstützen und weitere Vereinbarungen nach dem Vorbild des Textilbündnisses zu fördern.

Neben den G-7-Ministern nahmen an der Konferenz auch die zuständige EU-Kommissarin Marianne Thyssen und ILO-Generaldirektor Guy Ryder teil sowie Vertreter Chinas, der Mongolei und der Türkei.