in Nürnberg plädiert für einen Erhalt der Zeppelintribüne
Nürnberg (epd)Die Zeppelintribüne auf dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg muss nach Einschätzung von Experten erhalten bleiben. NS-Bauten seien zeitgeschichtliche Zeugnisse mit hohem Aussagewert, sagte der Leiter des Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände, Florin Dierl, in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er sprach sich gegen einen "kontrollierten Verfall" der sanierungsbedürftigen Gebäude aus. "Es gibt nur Erhalt oder Verfall", betonte Dierl. Mit dem Thema "Erhalten wozu?" befasst sich am kommenden Wochenende ein Internationales Symposium in Nürnberg.
Am konkreten Ort Fragen stellen
Wenn sich Besucher vor Ort mit der Frage befassten, was diese Monumentalbauten der NS-Zeit bezwecken sollten, würden sie einen scharfen Blick auf die Epoche erhalten, "viel schärfer, als es das Übermaß an medialen Angeboten ermöglicht", sagte Dierl. Er denke, dass historische Orte wie das Zeppelinfeld für jüngere Leute "einen hohen Anreiz bieten", sich mit NS-Geschichte auseinanderzusetzen: "Man kann am konkreten Objekt anfangen, Fragen zu stellen." Es gebe nur noch wenige Zeugen für die NS-Zeit und auch jene Generation, die in den 1980er und 1990er die Gedenkstätten gegründet habe, befinde sich im vorgerückten Alter, gibt Dierl zu bedenken.
Dierl erläuterte zudem seine Pläne, an verschiedenen Orten auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände Guckkästen aufzustellen, in denen Besucher Fotos betrachten können. Darin soll gezeigt werden, welche monumentalen Bauten die Architekten Adolf Hitlers hier tatsächlich hingestellt oder geplant hatten. "Das Scheitern dieses Regimes wird sozusagen versinnbildlicht", sagte der Historiker.
235.000 statt 100.000 Besucher
Im vergangenen Jahr hätten 235.000 Besucher das Nürnberger Dokumentationszentrum besucht. Bei seiner Eröffnung 2001 rechnete man noch mit jährlich 100.000 Menschen. Zwei Fünftel kämen aus dem Ausland, erklärte Dierl.
Der Verein "Baulust" in Nürnberg plädiert unterdessen für einen "kontrollierten Verfall" des ganzen Geländes. Bauwerke, die historisch so belastet seien, verdienten es nicht, erhalten zu werden. Die Zeppelintribüne, gebaut zwischen 1935 und 1937 ist nach Dierls Angaben inzwischen zu 90 Prozent durchfeuchtet. Sie ist mit Bauzäunen abgesperrt, damit Besucher nicht von herabfallenden Steinen verletzt werden.