Frankfurt a.M. (epd)Der Gewinner des diesjährigen Deutschen Buchpreises, Frank Witzel, sieht sich als literarischer Außenseiter. Der Buchpreis sei eine ganz wunderbare Sache, sagte Witzel am Dienstag im Deutschlandradio Kultur. Er empfinde die Aufmerksamkeit für das Buch als "wunderbare Chance". Dennoch sehe er sich immer noch als Außenseiter. "Mal sehen, wie lange ich noch mit dieser Rolle umgehen kann, wie lange ich das noch durchhalte."
Der Autor und Musiker Witzel erhielt den Buchpreis am Montagabend im Frankfurter Römer für seinen Roman "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969". Der Buchpreis ist mit 25.000 Euro dotiert. Er wird seit 2005 an den nach Ansicht der Jury "besten Roman in deutscher Sprache" vergeben.
"Hybrides Kompendium aus Pop, Politik und Paranoia"
Das im Matthes & Seitz Verlag erschienene Buch von Witzel erzählt von den gesellschaftlichen Umbrüchen Ende der 60er Jahre, die die Folie bilden für die Umbrüche im Leben der 13-jährigen Hauptfigur. Der Roman sei in seiner "Mischung aus Wahn und Witz, formalem Wagemut und zeitgeschichtlicher Panoramatik" einzigartig in der deutschsprachigen Literatur, urteilte die Jury. Das Buch sei wie ein Tsunami, ein "genialisches Sprachkunstwerk, ein großer Steinbruch, ein hybrides Kompendium aus Pop, Politik und Paranoia".
Der 1955 in Wiesbaden geborene und in Offenbach lebende Frank Witzel machte eine musikalische Ausbildung am Wiesbadener Konservatorium. Mit 22 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband. 2001 erschien sein Roman "Bluemoon Baby", zwei Jahre später "Revolution und Heimarbeit". Die Geschichte der Bundesrepublik dient Witzel in seinen Büchern als Spielwiese für oft groteske Einfälle und literarische Verschwörungstheorien.
Auf der "Shortlist" für den Buchpreis nominiert waren neben Frank Witzels 800-Seiten-Werk auch die jüngsten Romane von Jenny Erpenbeck "Gehen, ging, gegangen" (Knaus-Verlag, August 2015), Rolf Lappert "Über den Winter" (Carl Hanser, August 2015), Inger-Maria Mahlke "Wie Ihr wollt" (Berlin Verlag, März 2015), Ulrich Peltzer "Das bessere Leben" (S. Fischer, Juli 2015) und Monique Schwitter "Eins im Andern" (Droschl, August 2015). Die fünf Finalisten wurden mit jeweils 2.500 Euro bedacht.