Berlin (epd)Die Bundesländer rechnen für die Integration von Flüchtlingskindern ins deutsche Schulsystem in diesem Jahr mit Mehrausgaben von 2,3 Milliarden Euro. Bundesweit werde mit 325.000 zusätzlichen Kindern und Jugendlichen an den Schulen gerechnet, sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), die sächsische Ressortchefin Brunhild Kurth (CDU), am Freitag in Berlin. Dazu müssten insgesamt 20.000 zusätzliche Lehrer eingestellt werden. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte zuvor ähnliche Größenordnungen genannt: Sie erwartet rund 300.000 Flüchtlingskinder an den deutschen Schulen und fordert dafür 24.000 neue Lehrer.
Die Zahlen der KMK basieren auf der letzten offiziellen Prognose des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, wonach in diesem Jahr mit 800.000 neuen Flüchtlingen in Deutschland gerechnet wird. Darunter seien 20 bis 30 Prozent schulpflichtige Kinder und Jugendliche, die zusätzlich ins Bildungssystem aufgenommen werden müssten. Das stelle die Bundesländer vor große Herausforderungen, sagte Kurth. Vom Bund forderten die Kultusminister der Länder mehr Unterstützung, etwa bei der Einstellung von mehr Schulpsychologen, für Deutschkurse sowie mehr Flexibilität beim Übergang von der Schule in die Berufsbildung, insbesondere bei Flüchtlingsjugendlichen.
Pensionäre könnten zurückkehren
Bei Flüchtlingen im Alter von 16 bis 24 Jahren würden gängige Schulkonzepte an Grenzen stoßen, sagte Hamburgs Senator für Schule und Berufsbildung, Ties Rabe (SPD). In Deutschland endet die Schulpflicht mit 18 Jahren. Wenn aber junge Flüchtlinge "begleitet durch die Schule relativ früh in Praktika einsteigen, kann das die Integration beschleunigen", betonte Rabe.
Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sprach sich mit Blick auf den Mehrbedarf an Lehrern für "Flexibilität und unbürokratisches Handeln" aus. Angesichts des leer gefegten Lehrermarktes würden derzeit in den Bundesländern "alle denkbaren Optionen" geprüft, um dennoch zusätzliche Lehrer zu gewinnen. Angedacht sei etwa, für den regulären Schulunterricht pensionierte Lehrer freiwillig und zeitlich begrenzt wieder in den Schuldienst zu holen.
Die Kultusminister der Länder hatten sich am Donnerstag und Freitag in Berlin getroffen. Dabei hatten sie unter anderem auch beschlossen, dass die Lebensumstände von Menschen mit Migrationshintergrund sich künftig stärker in deutschen Schulbüchern niederschlagen sollen. Mit Verlagen von Bildungsmedien unterzeichneten sie dazu eine entsprechende Erklärung. Themen wie Migration, Integration und Heterogenität sollen auch als fächerübergreifende Querschnittsthemen in den Schulunterricht einfließen.