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Studenten in einem Hörsaal der Marburger Universität.
Studie: Studium wesentlich beliebter als Ausbildung
Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Das betrifft laut einer aktuellen Studie vor allem Ausbildungsberufe: Die betriebliche Ausbildung sei gefährdet, weil es immer weniger Bewerber gibt.

Gütersloh (epd)Wenn sich der Trend zum Studium fortsetzt, werden im Jahr 2030 nur noch 400.000 junge Menschen eine betriebliche Ausbildung beginnen, wie aus der am Freitag in Gütersloh veröffentlichten Untersuchung der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Das wären rund 80.000 Auszubildende weniger als heute - ein Rückgang um 17 Prozent. Hochschulen müssen dagegen kaum mit weniger Studienanfängern rechnen, obwohl die Zahl der Schulabgänger sinkt.

Die geburtenschwachen Jahrgänge wirken sich demnach wesentlich stärker auf die duale Ausbildung als auf die Hochschulen aus. Bereits im vergangenen Jahr seien knapp 40.000 Lehrstellen unbesetzt geblieben. Bei einem weiteren Rückgang der Azubi-Zahlen könne in vielen Branchen der Fachkräftemangel zunehmen. Ein Problem ist dabei, dass sich die geburtenstarken Jahrgänge in den kommenden Jahren in den Ruhestand verabschieden. Nach Schätzung der Autoren scheiden bis 2030 rund 10,5 Millionen Beschäftigte mit abgeschlossener Berufsausbildung oder Fachabschluss aus dem Berufsleben aus.

Kaum von Zuwanderung profitiert

Halte der Trend zum Studium wie in den vergangenen zehn Jahren an, würden die Erstsemesterzahlen bis 2030 gegenüber heute um lediglich knapp fünf Prozent sinken, heißt es in der Untersuchung weiter. Immer mehr Schüler erreichten einen Abschluss, der zum Studium berechtigt. Zudem würden die deutschen Hochschulen auch für ausländische Studierende immer attraktiver. Die betriebliche Ausbildung profitiere hingegen bislang kaum von Zuwanderung.

Vor zwei Jahren begannen der Studie zufolge erstmals mehr junge Menschen ein Studium als eine Berufsausbildung. Acht Jahre zuvor hätten rund 350.000 Studienanfängern noch 520.000 Azubis gegenübergestanden.

Das Wirtschaftsforschungsunternehmen Prognos wertete für die Studie im Auftrag der Bertelsmann Stiftung Angaben des Statistischen Bundesamtes und der Kultusministerkonferenz zur demografischen Entwicklung sowie über Schulabgänger, Ausbildungs- und Studienanfänger aus.