Frankfurt a.M. (epd)Im Moment sei der Enthüller der Massenüberwachung durch US-Geheimdienste in Russland geschützt, aber in drei, fünf oder sieben Jahre könne das anders sein, sagte Snowdens deutscher Anwalt Wolfgang Kaleck am Donnerstagabend im Literaturhaus in Frankfurt am Main: "Wir wollen vorbereitet sein." Ein Netz von Anwälten arbeite daran.
Deutschland sei nicht das einzige Land, das für den früheren Mitarbeiter des US-Geheimdienstes NSA in Frage komme. "Wir gucken in ganz Europa nach Möglichkeiten", sagte Kaleck, der Generalsekretär des nichtstaatlichen Europäischen Zentrums für Verfassungs- und Menschrechte mit Sitz in Berlin ist. Der Anwalt nannte Norwegen, die Schweiz, Frankreich und Schweden. Im Stockholmer Parlament war Snowden im Dezember in Abwesenheit mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden.
Prozessabsprache angeboten
Verhandlungen über eine Rückkehr Snowdens in die USA liegen Kaleck zufolge im Moment auf Eis. Dort drohen dem Whistleblower bis zu 30 Jahre Haft und es gibt Zweifel, ob er einen fairen Prozess bekommen würde. Snowden bot nach eigenen Angaben der US-Justiz eine Prozessabsprache an. Solche Deals werden in den Vereinigten Staaten häufig zwischen Anklage und Verteidigung getroffen, um Geständnisse und mildere Strafen zu erreichen.
Er sei bereit, ins Gefängnis zu gehen, hatte Snowden vor wenigen Tagen in einem Interview des britischen Senders BBC betont. "Wenn ihm eine Strafe droht, die nicht abschreckend auf Whistleblower wirkt, wird er zurückkehren", sagte Kaleck. Er besuche Snowden etwa alle drei Monate. Der Whistleblower lebt seit über zwei Jahren versteckt in Russland.