Frankfurt a. M. (epd)Der schwedische Schriftsteller Henning Mankell ist tot. Der Bestseller-Autor erlag am Montag mit 67 Jahren in Göteborg einer Krebs-Erkrankung, wie der Hanser Verlag in München mitteilte. In Deutschland wurde Mankell vor allem mit seinen Romanen um Kommissar Kurt Wallander bekannt, etwa "Die fünfte Frau" (1998) und "Mittsommermord" (2000). Als Theaterregisseur engagierte er sich stark für Afrika, wo er das "Teatro Avenida" in Maputo in Mosambik aufbaute. Zudem schrieb er zahlreiche Kinder- und Jugendbücher.
Der Hanser Verlag würdigte Mankell als einen der großen schwedischen Gegenwartsautoren, der von Lesern weltweit geschätzt wurde. Sein Werk von mehr 40 Romanen und zahlreichen Theaterstücken wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt, insgesamt erreichten seine Bücher eine Gesamtauflage von über 40 Millionen Exemplaren. Vor wenigen Tagen erschien sein neues Buch "Treibsand. Was es heißt, ein Mensch zu sein", in dem er sein Leben mit dem Krebs schildert und eine Lebensbilanz zieht.
Im Zeichen der Solidarität
Mankell lebte abwechselnd in Schweden und Mosambik. 1985 war er eingeladen worden, eine professionelle Theatergruppe in der mosambikanischen Hauptstadt Maputo aufzubauen. Ein Jahr später wurde er ehrenamtlicher Intendant und blieb es bis zu seinem Tod. In vielen seiner Bücher beschäftigte sich Mankell mit Afrika. So schildert er in "Der Chronist der Winde" (1995) das Schicksal von Straßenkindern und ausgestoßenen Albinos. In "Das Auge des Leoparden" zeichnet er ein bedrückendes, von Hass und Gewalt geprägtes Afrika-Bild. 2009 wurde der Autor für sein "Afrika-Werk" mit dem Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis ausgezeichnet.
Mankells berühmteste Figur wurde der etwas eigenbrötlerische und zugleich aufrechte Kommissar Kurt Wallander, den er in "Mörder ohne Gesicht" (1991) entwarf. Kritische gesellschaftspolitische Themen waren in der erfolgreichen Schweden-Krimireihe wie auch in den anderen Romanen Mankells stets präsent. Werk und Leben Henning Mankells hätten im Zeichen der Solidarität gestanden, erklärte sein Verlag.
Die Wallander-Romane wurden von der ARD/Degeto in Kooperation mit dem ORF und der schwedischen Firma Yellow Bird verfilmt - mit Krister Henriksson in der Hauptrolle. Daneben kamen noch weitere Thriller ins Fernsehen, so etwa "Die Rückkehr des Tanzlehrers" (mit Maximilian Schell) und "Kennedys Hirn" (mit Iris Berben). Nach Vorlagen von Mankell wurden auch einige Kieler "Tatort"-Sendungen mit dem Ermittler Borowski (Axel Milberg) gedreht.
"Die Gesellschaft demaskieren"
Mankell wurde 1948 in Stockholm geboren, seine Eltern ließen sich scheiden, als er ein Jahr alt war. Danach lebte er zunächst bei seinem Vater in Sveg. Die Mutter beging Selbstmord, als er 20 war. Wenige Jahre zuvor hatte er eine Theaterlaufbahn eingeschlagen, mit dem Ziel, die "Gesellschaft zu demaskieren", wie der in der schwedischen 68er Bewegung Engagierte schrieb.
1972 reiste er erstmals nach Afrika und veröffentlichte ein Jahr darauf "Bergsprängaren", seinen ersten Roman. In den folgenden Jahren arbeitete Mankell als Theaterregisseur und Intendant in Skellefteå und in Växjö, und begann zwischen Schweden und Afrika zu pendeln.
Im vergangenen Jahre machte Mankell seine schwere Krebs-Erkrankung öffentlich bekannt. Noch im September hatte er in einem "Stern"-Interview erklärt, sich gegen die Krankheit wehren zu wollen. Er wisse aber, "ich werde wohl an dieser Krankheit sterben". Mankell hinterlässt seine Frau Eva Bergman und einen Sohn.