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Am Freitag wird bekannt gegeben, wer den Friedensnobelpreises bekommt. Experten zufolge hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gute Chancen.
Flüchtlingskrise könnte Vergabe von Friedensnobelpreis dominieren
Auch Bundeskanzlerin Merkel wird zu den Favoriten gezählt: Die Flüchtlingskrise könnte nach Ansicht von Experten die Vergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises bestimmen.

Oslo, Frankfurt a.M. (epd)Der Leiter des Osloer Friedensforschungsinstituts Prio, Kristian Berg Harpviken, handelt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) als Favoritin. Mit der Einreiseerlaubnis für Tausende vor allem syrische Flüchtlinge aus Ungarn habe Merkel "eine bemerkenswerte Entscheidung getroffen" und die europäische Debatte verändert, sagte Harpviken dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Empfänger des diesjährigen Friedensnobelpreises wird am Freitag bekannt gegeben.

Auch die Historiker und Forscher, die die Webseite "Nobeliana" betreiben, sehen das Thema oben auf. Demnach könnte der wichtigste Friedenspreis an das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR und den katholischen Priester und Flüchtlingshelfer aus Eritrea, Mussie Zerai, gehen. Auch Prio-Chef Harpviken hatte ursprünglich auf Zerai getippt.

273 Nominierungen

Gute Chancen räumen die drei "Nobeliana"-Betreiber sowie Harpviken auch der russischen Zeitung "Nowaja Gaseta" ein. Für das kritische Blatt schrieb die 2006 ermordete Journalistin Anna Politkowskaja. Ebenfalls als aussichtsreich gilt die japanische Anti-Kriegs-Initiative "Artikel 9", die die entsprechende Klausel gegen bewaffnete Konfliktlösungen in der Verfassung bewahren will.

Auch in Online-Wettbüros werden Mussie Zerai und die "Nowaja Gaseta" hoch gehandelt. Hinzu kommen als Favoriten der kongolesische Arzt Denis Mukwege, der im Krieg vergewaltigte Frauen operiert sowie Papst Franziskus. Auch Namen wie der des NSA-Whistleblowers Edward Snowden oder der des inhaftierten saudi-arabischen Bloggers und Aktivisten Raif Badawi werden wiederholt genannt.

Das für die Vergabe der Auszeichnung zuständige Nobelkomitee in Oslo hält sich traditionsgemäß bedeckt: Über die Nominierten selbst werden keine Informationen veröffentlicht. Bekanntgegeben wird aber die Zahl der Vorschläge: In diesem Jahr gibt es 273 Nominierungen, darunter 68 Organisationen. Das ist die bislang zweithöchste Anzahl überhaupt. 2014 hatte es einen Rekord von 278 Nominierungen gegeben.

Kinderrechtler ausgezeichnet

Der Friedensnobelpreis wird traditionell am 10. Dezember verliehen, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel. Im vergangenen Jahr wurden die pakistanische Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai und der indische Kinderrechtler Kailash Satyarthi ausgezeichnet. Wiederholt wurden Preisvergaben aber auch heftig kritisiert: Als besonders umstritten galten die Auszeichnungen 2009 für US-Präsident Barack Obama sowie 2012 für die Europäische Union.