Berlin (epd)Der Dachverband der Wohnungslosenhilfe in Deutschland warnt vor einem dramatischen Anstieg der Obdachlosenzahlen. Grund seien der ständig schrumpfende Bestand an Sozialwohnungen und das unzureichende Angebot an preiswerten Ein- bis Dreizimmer-Wohnungen, sagte der Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe, Winfried Uhrig, am Montag in Berlin. In den vergangenen Jahren habe die Politik die Armutsbekämpfung vollkommen vernachlässigt.
Ob es zu Konflikten um billigen Wohnraum zwischen Obdachlosen, Flüchtlingen und beispielsweise Studenten kommen wird, hänge jetzt vor allem von der Bundesregierung ab. Es fehlten aktuell mindestens 2,7 Millionen Kleinwohnungen, sagte der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft, Thomas Specht.
Deutlich mehr Wohnungslose
Laut Wohnungslosenhilfe waren im vergangenen Jahr rund 335.000 Menschen in Deutschland ohne Wohnung, ein Anstieg um 18 Prozent seit 2012. Die Schätzungen beruhen auf regelmäßigen Umfragen der Bundesarbeitsgemeinschaft in den Kommunen. Bis 2018 müsse mit einem weiteren Zuwachs um 200.000 Wohnungslose auf dann rund 536.000 gerechnet werden. Das wäre eine Steigerung um etwa 60 Prozent.
Die Zahl der Menschen, die tatsächlich als Obdachlose auf der Straße leben, stieg den Angaben zufolge zwischen 2012 und 2014 um 50 Prozent auf etwa 39.000. Specht kritisierte, dass es keine bundeseinheitliche Wohnungsnotfallstatistik auf gesetzlicher Grundlage gebe.