Düsseldorf (epd)Gegen die Vorschriften des Bundes Historischer Deutscher Schützenbruderschaften besteigt König Udo Figge den Thron im Stadtteil Bilk gemeinsam mit seinem Lebenspartner Dirk Jehle. "Ich will mir keine Alibi-Frau dazuholen", sagte Figge dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der katholische Dachverband akzeptiert zwar homosexuelle Schützenkönige, diese dürfen den offiziellen Leitlinien zufolge aber nur mit einer Frau an ihrer Seite auftreten.
Figge schoss sich Anfang August zum Kompaniekönig der Friedrichstädter Reserve im Sankt Sebastianus Schützenverein Düsseldorf-Bilk und wird mit dem Krönungsball am Samstag offiziell in sein Amt eingeführt. Die Bilker Schützen stehen hinter dem Königspaar. Er und sein Partner seien im Verein schon immer offen mit ihrer Homosexualität umgegangen, sagte Figge, der für die SPD im Düsseldorfer Stadtrat sitzt. "Das war nie ein Thema."
Mit dem Mann teilen
Es sei schon immer sein Ziel gewesen, irgendwann einmal Schützenkönig zu werden, sagte der 51-Jährige. "Jetzt habe ich es endlich geschafft, und dann möchte ich die Momente auch mit meinem Mann teilen." An den Bund Historischer Deutscher Schützenbrüderschaften appellierte er, andere Lebensentwürfe zu akzeptieren. "Wer Schwule im Verband aufnimmt, muss auch damit rechnen, dass diese irgendwann König werden."
Bereits 2011 hatte ein schwuler Schützenkönig aus Münster bundesweit für Diskussionen gesorgt. Der Schützenkönig Dirk Winter ging in Begleitung seines Lebenspartners zum Bundeskönigsschießen, dabei musste der Partner aber einige Schritte hinter Winter laufen. 2012 entschied der Bund Historischer Deutscher Schützenbruderschaften, dass homosexuelle Schützenkönige nicht gemeinsam mit ihrem Partner öffentlich auftreten dürfen, sondern eine weibliche Begleitung wählen müssen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes bezeichnete diese Benachteiligung als rechtswidrig.