Hamburg, Berlin (epd)Trauer um Hellmuth Karasek: Bundespräsident Joachim Gauck hat den am Dienstagabend im Alter von 81 Jahren in Hamburg gestorbenen Publizisten als "leidenschaftlichen Streiter und entschiedenen Anwalt" deutscher Literatur gewürdigt. "Ohne ihn wäre das literarische Leben in unserem Land sehr viel ärmer - und auch erheblich langweiliger", schrieb der Bundespräsident am Mittwoch in einem Beileidsbrief an die Witwe, Armgard Seegers.
Hellmuth Karasek habe bei vielen die Kenntnis und die Liebe zur Literatur erweitert und vertieft. Er habe es vermocht, andere mit seiner Begeisterung für Literatur anzustecken, erklärte Gauck. Der Publizist habe zudem viele kulturpolitische Debatten angestoßen und - mit subtilem Humor und Freude am intellektuellen Streit - das Land nachhaltig bereichert.
"Eine echte Institution"
Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sagte am Mittwoch in Berlin: "Der Journalist und Autor Karasek hat als glühender Verfechter der Lesekultur den Menschen das Buch nahegebracht. Er wird fehlen." Auch das ZDF würdigte den literaturbegeisterten Kulturvermittler.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) nannte Karasek "eine echte Institution". Er sei ein "souveräner Vermittler und ein brillanter Unterhalter" gewesen, Literatursendungen wie das "Literarische Quartett" habe er durch sein Charisma geprägt, sagte die Kulturpolitikerin. Die sprühenden und spannenden Sendungen des "geistvollen Feuilletonisten" hätten über viele Jahre Lust am Lesen geweckt.
Auch das ZDF erinnerte an Karaseks Rolle im "Literarischen Quartett" (1988-2001), durch die der Literaturkritiker populär wurde. Als Gründungsmitglied sei Karasek neben Kritikerpapst Marcel Reich-Ranicki über 13 Jahre hinweg das prägende Gesicht der Sendung gewesen, hieß es. "Hellmuth Karasek war süchtig: süchtig nach Literatur und süchtig nach dem Disput, gerne kontrovers, aber immer vermittelnd, gerne auch humorvoll - ein in jeder Hinsicht engagierter Kulturvermittler eben", sagte ZDF-Kulturchef Peter Arens. "Wir werden ihn vermissen."
Du sollst nicht langweilen
Trauer um einen "Autor und Freund" bekundete der Hoffmann und Campe Verlag (Hamburg), der mehr als zehn Bücher von Karasek veröffentlichte - zuletzt "Auf Reisen. Wie ich mir Deutschland erlesen habe" und "Frauen sind auch nur Männer" (beide 2013). Karaseks Biografie über den US-Regisseur Billy Wilder solle noch in diesem Herbst als Neuausgabe veröffentlicht werden, hieß es.
"In Billy Wilders zehn Geboten des Filmemachens heißen die ersten neun: 'Du sollst nicht langweilen.' Hellmuth Karasek hat das auf sein Schreiben übertragen", so der Programm-Geschäftsführer des Verlags, Daniel Kampa. Hellmuth Karasek sei "einmalig in der deutschen Literaturszene" gewesen, "ein begnadeter Erzähler und intellektueller Entertainer."
Karasek wurde 81 Jahre alt. Der Literaturkritiker hatte seine Karriere in den 60er Jahren als Redakteur und Feuilletonchef bei der "Stuttgarter Zeitung" begonnen. Später arbeitete er als Theaterkritiker für "Die Zeit" und als Verantwortlicher Redakteur im Kulturressort des "Spiegels". Bundesweit bekannt machte ihn ab 1988 die ZDF-Sendung "Literatisches Quartett" an der Seite von Marcel Reich-Ranicki (1920-2013).
Karasek war zudem Mitherausgeber des Berliner "Tagesspiegel" (1997-2004) und schrieb in den letzten Jahren für die "Welt" und andere Zeitungen des Axel-Springer-Verlags. Als Buchautor landete er mit "Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten" (2006) einen Bestseller zum Thema Altern.