Frankfurt a.M./Tübingen (epd)Die Exekution sei ein Skandal und völlig unverhältnismäßig, sagte Moltmann am Mittwoch dem epd. In einem demokratischen Staat habe die Todesstrafe keinen Platz.
Schon zweimal aufgeschoben
Nach Ablehnung eines Gnadengesuches wurde die 47-jährige Gissendaner im US-Bundesstaat Georgia hingerichtet. Die Hinrichtung wurde laut Medienberichten am Mittwoch kurz nach Mitternacht Ortszeit per Giftinjektion im Gefängnis von Jackson vollzogen.
Moltmann erinnerte daran, dass die Hinrichtung der 47-Jährigen in diesem Jahr schon zweimal aufgeschoben werden musste. Die Todesängste in dieser Situation seien unbeschreiblich, sagte er. Zuletzt habe Gissendaner ihn wissen lassen, sie sei stark.
Seit mehreren Jahren stand der Tübinger Theologieprofessor in Briefwechsel mit Gissendaner, die in der Haft einen Studienkurs Theologie absolvierte. Moltmann nahm 2011 an der Graduierungsfeier für Gissendaner und neun weitere weibliche Absolventen des Kurses im Frauengefängnis Arrendale teil.
In den USA hat der Fall Gissendaner großes Aufsehen erregt. 1997 hatte sie ihren Ehemann von ihrem damaligen Liebhaber Gregory Owen umbringen lassen. Owen erstach Douglas Gissendaner mit einem Jagdmesser. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Kelly Gissendaner erhielt die Todesstrafe.
Auch Vatikan für Begnadigung
Mehr als 400 Geistliche aus dem Bundesstaat Georgia und Tausende Privatpersonen baten um Milde für Gissendaner. Sie habe in den 18 Jahren Haft eine "tiefe spirituelle Transformation" durchgemacht. Auch der Vatikan hatte sich zuletzt für eine Begnadigung eingesetzt.
Gissendaners Fürsprecher protestierten auch gegen die "Unverhältnismäßigkeit" der Strafe. Seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in den USA 1976 sei in Georgia noch nie der Auftraggeber für einen Mord zum Tod verurteilt worden. Gregory Owen könnte im Jahr 2023 auf Bewährung frei kommen.