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Syrische Flüchtlinge in einer Registrierungsstelle in München.
De Maizière: Trennung von Flüchtlingen nicht praktikabel
Eine nach Ethnien getrennte Unterbringung von Flüchtlingen ist derzeit in den überfüllten Unterkünften kaum möglich. Wäre sie erstrebenswert? SPD-Generalsekretärin Fahimi und CDU-Bundesvize Klöckner sind da nicht so sicher.

Frankfurt a.M. (epd)Forderungen nach einer getrennten Unterbringung von Flüchtlingen nach Ethnien stoßen auf Skepsis. "Das ist praktisch in der jetzigen Lage unmöglich", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag in Berlin. Wenn 300 bis 400 Menschen in eine Kommune gelangten, müssten sie sofort untergebracht werden. "Wir sind froh, dass wir überhaupt alle so versorgen können, dass sie ein Dach über dem Kopf haben", sagte de Maizière.

Aus Sicht von SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi wäre es ein falsches Signal, Parallelgesellschaften schon bei der Flüchtlingsunterbringung zu schaffen. CDU-Bundesvize Julia Klöckner sagte, eine getrennte Unterbringung könne nicht die Reaktion auf Konflikte sein.

Religiöser Streit Ausgangspunkt

Wer in Deutschland bleiben wolle, müsse "vom ersten Tag an akzeptieren und lernen, dass hier Religionen friedlich miteinander leben und dass wir eben nicht mit Gewalt Konflikte lösen", sagte die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende am Dienstag im Deutschlandfunk. In Deutschland würden "Konflikte nicht mit Dachlatten und mit Gewalt gelöst". "Selbst wenn man sich religiös verletzt fühlt, ist das hier noch lange kein Grund, Gewalt anzuwenden", sagte Klöckner.

Die Diskussion über eine nach Ethnien und Religionen getrennte Unterbringung von Flüchtlingen war nach einer Massenschlägerei in einer Erstaufnahmeeinrichtung im hessischen Calden wieder aufgeflammt. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) forderte am Montag, Flüchtlinge stärker nach Herkunft zu trennen. Statistiken zu Motiven für Auseinandersetzungen in Flüchtlingsunterkünften gibt es bisher allerdings nicht. Die Schlägerei in Calden, an der mehrere hundert Flüchtlinge beteiligt waren, wurde nach Angaben des Regierungspräsidiums Kassel durch einen Streit bei der Essensausgabe ausgelöst.

Anders bei einem Fall im thüringischen Suhl: Ausgangspunkt eines Gewaltexzesses im August war nach Erkenntnissen der Polizei ein religiöser Streit, bei dem ein Flüchtling Seiten aus einem Koran herausgerissen und in eine Toilette geworfen hatte. Bei den folgenden Ausschreitungen wurden 17 Menschen verletzt, darunter sechs Polizeibeamte. Am Dienstag verhaftete die Polizei bei einem thüringenweiten Einsatz 15 Tatverdächtige.

Problem: Unterkünfte überfüllt

Rainer Wendt, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), sagte der "Passauer Neuen Presse" (Dienstagsausgabe), Christen müssten in den Unterkünften unter besonderen Schutz gestellt werden. "Sie werden oft massiv bedrängt", sagte er. Zudem versuchten Muslime, die Scharia durchzusetzen. Frauen würden zur Verschleierung und Männer zum Beten gezwungen.

SPD-Generalsekretärin Fahimi sagte, eine ethnische Aufteilung sei organisatorisch kaum zu bewältigen. Das Problem seien überfüllte Unterkünfte, in denen die Menschen viel zu lange ausharren müssen. "Dort wo Gewalttäter Unruhe stiften, muss die Polizei durchgreifen und für Ordnung sorgen", sagte sie in Berlin.

Heinrich Hörnschemeyer, Leiter der Erstaufnahme im niedersächsischen Friedland, sagte, eine Trennung der Flüchtlinge nach Herkunftsländern werde zwar angestrebt, sei aber nicht immer möglich. "Da die Sitten, Gebräuche, Kultur und Sprache unter den verschiedenen Nationen teilweise ganz anders sind, ist es schon sinnvoll und konfliktvermeidend", erläuterte er in einem Interview mit "Spiegel online". Im Einzelfall sei es aber schwierig herauszufinden, wie ein Streit entstanden ist. "Die Konfliktparteien erzählen uns vielleicht auch nicht immer die ganze Wahrheit", sagte er.