Mainz (epd)Für ihren am Dienstag vorgestellten Jahresbericht "Rechtsextremismus online" hatten die Mitarbeiter der in Mainz ansässigen Jugendschutz-Stelle mehr als 6.000 Webseiten und Profile in den sozialen Netzwerken gesichtet. Dabei seien in mehr als jedem vierten Fall illegale Inhalte gefunden worden, zumeist Kennzeichen verfassungsfeindlicher Vereinigungen sowie volksverhetzende und den Holocaust leugnende Texte.
In den geprüften Beiträgen sei teilweise offen zum Mord an "Fremden" aufgerufen worden, außerdem zu Brandanschlägen auf Flüchtlingsheime und dazu, "die Öfen anzuheizen". Fast alle rechtswidrigen Inhalte würden mittlerweile über ausländische Internetdienste wie Facebook, Youtube, Twitter oder das russische Facebook-Äquivalent VK verbreitet, heißt es in dem Bericht weiter. In 640 Fällen habe "jugendschutz.net" eine Löschung der rechtsextremen Hassbeiträge durchsetzen können.
Rechtsextreme öffnen sich für Jugendkultur
Der Bericht beklagt auch massive schwulenfeindliche Äußerungen im Zusammenhang mit Internet-Debatten über Fernsehshows oder Serien mit homosexuellen Protagonisten. Viele Betreiber von Internetplattformen duldeten in ihren Kommentarbereichen Beschimpfungen wie "schwule Sau". Rechtsextreme Kreise machten sich diese Stimmungen zunutze.
Die Verantwortlichen von "jugendschutz.net" warnten auch vor Verbindungen zwischen neuen alternativen Medien und rechtsextremen Kreisen. Verschwörungstheoretische rechte Inhalte seien teilweise im Internet schon mehr als eine Million Mal geteilt worden. Neonazis und Antisemiten versuchten, die Kommentare zu solchen Beiträgen zu dominieren. Eine neue Tendenz sieht "jugendschutz.net" auch darin, dass Rechtsextremisten sich im Internet stärker für aktuelle Trends der Jugendkultur öffnen. So gebe es beispielsweise von Neonazis gedrehte Kochvideos mit Tipps für eine vegane Ernährung.
"Wir dürfen nicht dulden, dass Kinder und Jugendliche Hetze gegen Flüchtlinge, Juden, Muslime, Sinti und Roma, Homosexuelle und andere gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit als Selbstverständlichkeit im Netz erleben", kommentierte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) den aktuellen Bericht. Sie forderte ein Bündnis aus Plattformbetreibern und Nutzern der sozialen Netzwerke, um Hassbotschaften zu bekämpfen.