Washington (epd)Nirgendwo werden so viele Menschen eingesperrt wie in den USA. Mehr als 2,2 Millionen sitzen gegenwärtig in rund 5.000 Justizvollzugsanstalten. Das überfüllte Curran-Fromhold Gefängnis, das der Papst besuchen will, wurde für 2.000 Häftlinge gebaut. Gegenwärtig sind dort laut Vollzugsbehörde etwa 3.000 eingesperrt, hauptsächlich Untersuchungshäftlinge und Männer mit relativ kurzen Haftstrafen.
Wie Tiere im Käfig
Papst Franziskus plant Gespräche mit rund 100 Häftlingen und Familienangehörigen. Der seit mehreren Monaten einsitzende Untersuchungshäftling Sylvester Paskel jedoch äußerte in einem offenen Brief die Befürchtung, die Wärter wollten dem Papst etwas vormachen. Denn die Häftlinge in dem Gefängnis würden behandelt "wie Tiere im Käfig". Paskels Brief wurde vom "Marshall Project" publiziert, einem Journalistenbüro, das sich auf Justizfragen spezialisiert hat.
In den vergangenen Monaten ist in die Debatte über Strafvollzug in den USA Bewegung gekommen. Barack Obama hatte im Juli als erster amtierender US-Präsident ein Gefängnis besucht. Dazu erklärte er, die USA müssten ihre Praxis überdenken, Angeklagte für Straftaten ohne Gewalt zu "zwanzig, dreißig Jahren und zu lebenslänglich zu verurteilen".
Lebenslange Haft wie Folter
Bei Papst Franziskus haben Justizvollzug und Strafrecht offenbar hohe Priorität. Im US-Kongress trat der Papst am Donnerstag für die "globale Abschaffung der Todesstrafe" ein. "Gerechte und notwendige Strafe" dürfe "die Dimension Hoffnung und das Ziel Rehabilitierung nicht ausschließen", sagte er vor den Politikern. Gegenüber Juristen hatte sich das Kirchenoberhaupt im Oktober 2014 in Rom gegen Isolationshaft ausgesprochen, die er mit Folter verglich. Und lebenslange Haft sei "nichts anderes als eine verkleidete Todesstrafe". In den USA seien mehr als 80.000 Menschen in Isolationshaft.
Und der US-Kongress wird bald nach der Abreise des Papstes ein Gesetz zur Reform des Strafrechts diskutieren. Das sei "keine parteipolitische Sache", betonte der Berater der amerikanischen katholischen Bischofskonferenz zu Justizfragen, Anthony Granado, im Gespräch mit dem Portal "politico.com". Der Kongress habe eine Chance, "in Solidarität mit Papst Franziskus" zu handeln.