Berlin (epd)Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dazu aufgerufen, die UN-Nachhaltigkeitsziele zügig umzusetzen. Ein dringender Wandel zur nachhaltigen Gestaltung der Welt sei notwendig, betonte Merkel am Donnerstag im Bundestag. Sie verwies dabei auch auf die Flüchtlingskrise: "Die UN-Nachhaltigkeitsagenda kann also als globaler Plan zur Verringerung von Fluchtursachen begriffen werden." Dazu müssten alle Länder ihren Beitrag leisten, auch die Industriestaaten, betonte die Kanzlerin.
Fluchtgründe überwinden
Auf dem UN-Gipfel für Nachhaltige Entwicklung von Freitag bis Sonntag in New York wollen die UN-Mitgliedsländer die Nachhaltigkeitsziele verabschieden. Merkel nimmt daran in Begleitung von Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) teil.
Merkel erklärte, es sei nötig, globale Themen wie Ernährung, Bildung, Gesundheit, Menschenrechte und Gleichstellung von Frau und Mann als Ganzes anzugehen und dabei wirtschaftliche, soziale und ökologische Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. Neben Kriegen und Verfolgung verließen unzählige Menschen ihre Heimat wegen Hunger und extremer Armut. Diese Fluchtgründe müssten weltweit überwunden werden.
"Einige der neuen Ziele sind nicht kurzfristig zu erreichen", unterstrich die Bundeskanzlerin. Dabei verwies sie auf die Millenniumsentwicklungsziele, die im Jahr 2000 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden. Die Weltgemeinschaft habe mit diesem Plan bereits viel erreicht. So sei der Anteil der extrem Armen an der Weltbevölkerung halbiert worden. Dieser Erfolg müsse fortgeführt werden, um Hunger und extreme Armut bis 2030 vollständig zu überwinden.
Zu wenig Werbung
Die UN-Nachhaltigkeitsziele sind in 17 Haupt- und 169 Unterpunkte gegliedert. Dabei wird ein umweltfreundliches Wachstum genauso angestrebt wie menschenwürdige Lebens- und Arbeitsbedingungen.
Der entwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Uwe Kekeritz, warf der Bundeskanzlerin vor, zu wenig Werbung für die Nachhaltigkeitsziele in Deutschland zu machen. Im Anschluss an Merkels Regierungserklärung im Bundestag hatten die Grünen deshalb zu jedem der 17 Kernziele einen gesonderten Antrag mit mehreren Forderungen gestellt. Kekeritz erklärte, die Grünen hätten auf diese Weise darauf aufmerksamen machen wollen, "dass wir heute schon die Weichen dafür stellen, dass die Ziele im Verbund mit anderen Ländern erreicht werden".
Nichtregierungsorganisationen begrüßen die Agenda für nachhaltige Entwicklung, fordern aber ebenfalls eine rasche Umsetzung. Der Vorstandsvorsitzende von Germanwatch, Klaus Milke, mahnte, es dürfe nicht vordergründig über Nachhaltigkeit geredet werden, während weiterhin ein ungezügeltes Wachstum herrsche. Die Nachhaltigkeitsziele dürften nicht unter die Räder von Freihandelsabkommen geraten, wie etwa TTIP.