epd-bild/Andrea Enderlein
Manchmal sind schon Kinder in Erstaufnahmeeinrichtungen, wie hier in Ingelheim, oder in Flüchtlingsheimen suizidgefährdet.
Psychologin: Schon Kinder in Flüchtlingsheimen suizidgefährdet
Kinder und Jugendliche sind in Flüchtlingsheimen größten psychischen Belastungen ausgesetzt.
21.09.2015
epd
Barbara Driessen (epd-Gespräch)

Düsseldorf (epd)"Die Anspannung ist fast unerträglich, während die Familien auf den Bescheid warten, ob sie in Deutschland bleiben dürfen oder nicht", sagte Diana Ramos Dehn vom Pychosozialen Zentrum für Flüchtlinge in Düsseldorf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Oft dauere es anderthalb bis zwei Jahre, bis der Brief der Behörde endlich komme. "Und in der Zwischenzeit erleben sie immer wieder mit, wie andere Familien aus dem Heim abgeschoben werden."

Sieht oft aus wie ein Unfall

Für viele Kinder sei das eine unerträgliche Belastung, sagte die Psychologin und Familientherapeutin. Komme schließlich der Bescheid für die Abschiebung, seien auch schon Kinder suizidgefährdet. "Bei Kindern ist es auch schwieriger, dies rechtzeitig zu erkennen. Sie reden vorher nicht darüber."

Und nachher sehe es oft aus wie ein Unfall: "Dann heißt es etwa, da habe ein Kind im Straßenverkehr nicht aufgepasst oder sei versehentlich aus dem Fenster gestürzt. Aber Neunjährige fallen nicht mehr aus Versehen aus dem Fenster." Bei ihr in Behandlung sei zurzeit auch ein Jugendlicher, der im Flüchtlingsheim versucht habe, Suizid zu begehen. "Man hat ihn aber noch gerade rechtzeitig gefunden, das war reiner Zufall", sagte sie.

Nach Schätzungen von Experten sind etwa 30 bis 50 Prozent aller Flüchtlinge in Deutschland traumatisiert. Viele bräuchten dringend eine Therapie. Es gebe aber nur sehr wenige freie Plätze, sagte Ramos Dehn.